Mass Effect 2



Zwei Jahre sind seit den Ereignissen von Teil 1 vergangen als Commander Shepard in einem Labor der Organisation Cerberus erwacht. Verwirrt von seinem unfreiwilligen Knockout erfährt er, dass der sogenannte Unbekannte alle Fäden in den Händen hält und ihn und seine Crew auf eine selbstmörderische Mission gegen die Insektoiden Kollektoren schickt.
 
Zugegeben, für mich beginnt das Elend schon mit Teil 2. Nicht nur weil ich den Plot um Cerberus, die in Teil 1 nur in einigen Nebenmissionen erwähnt werden, völlig unsinnig ist, sondern er auch in Teil 3 völlig dämlich aufgelöst wird. 

"Mass Effect 2" ist für sich genommen ein gutes Spiel, doch als Teil des Mass-Effect-Universums will er einfach nicht richtig funktionieren. 

Da wäre einmal der Teil, dass der Rollenspielanteil stark zurpückgefahren wurde und der Action weichen musste. Der Charakterausbau wurde stark vereinfacht, ebenso wie die Fähigkeitenbäume. Maximal vier Fähigkeiten am Stück gibt es jetzt. Auch ist die Fähigkeitenkonstellation der Partymitglieder teilweise sinnfrei. Entsprachen die Fähigkeiten in Teil 1 wenigstens noch den entsprechenden Klassen so hat BioWare die Fähigkeiten hier teilweise zusammengewürfelt wie sie gerade lustig waren. Das gilt besonders für Biotiker-Charaktere wie Miranda oder Jack. Zwar sind die Kämpfe jetzt selbst für Soldatenklassen anspruchsvoller - einfach alles mit dem Sturmgewehr kaputtschießen funktioniert nur noch bedingt -, doch im Großen und Ganzen machen viele Kombinationen der Partymitglieder strategisch einfach keinen Sinn, weshalb man am Ende wieder die altbewehrte Mischung aus Garrus und Kroganer-Tank übernimmt. Natürlich könnte das auch daran liegen, dass die vielen, neuen Partymitglieder fast ausschließlich furchtbare Nervkröten sind. Miranda, Jacob, Jack, Grunt, Samara, Thane - keiner hat wirklich viel Persönlichkeit. Besonders nervig empfand ich dabei Miranda und Samara, die wohl eine Art "Fan-Service" sein sollen indem bei Gesprächen mit ihnen ständig auf Brüste und Hintern gezoomt wird ... nein, Samara ist eine kalte Hexe und Miranda so arrogant und aufdringlich, dass man sie von Anfang an nur tot sehen will. Jacob ist blass und zu allem Überfluss auch noch durchaus inkonsequent. Jack ist schon etwas interessanter, aber durch ohre Mitleids-Tour schon wieder von einer permanenten Nervigkeit. Der Attentäter Thane ist zwar eine nette Idee, aber auch er ist extrem rührselig gestaltet. Und Grunt ... tja, Grunt. Bei Grunt dachte offenbar einer man müsste unbedingt einen Kroganer als Teammitglied einbauen. Dann hätte man Wrex nehmen sollen. Dessen Geschichte wird ohnehin weitergeführt. Die einzigen wirklich guten Neuzugänge sind meiner Meinung nach Mordin und Legion. Der verrückte Salarianer ist ein wirkliches Highligh und extrem Liebenswert und Legion gibt einem interessante Einblicke in die synthetische Gesellschaft der Geth - nur leider bekommt man ihn erst kurz vor Schluss, weshalb sein Potential auch verschenkt wird. 

In Sachen Charakterentwicklung sind da Tali und Garrus die wesentlicheren Trümpfe, auch weil man mit ihnen jetzt anbandeln kann. Mit den meisten anderen Partymitgliedern zwar auch, aber deren Liebesgeschichten wirken verdammt aufgesetzt, was das Ganze zuweilen ins Lächerliche zieht. Die Liebesgeschichen mit Tali und Garrus sind da schöner. Zumal die Beziehung mit Garrus einige, unvergessene Lacher bereit hält. Wenn sich Garrus etwa fragt wie das biologisch mit Menschen und Turrianern gehen soll - natürlich gewohnt lakonisch.   

Und apropos Story: Wie bereits angedeutet funktioniert die insbesondere in Verbindung mit Teil 3 nicht wirklich. Auch weil man dieses Mal keinen echten Gegenspieler hat, sondern nur gesichtslose, glibbernde Insekten, die Menschen "ernten" und zu Matsch verarbeiten. Zwar versucht das Spiel sie bedrohlich erscheinen zu lassen, doch ich persönlich habe mich in Teil 1 vor Saren und der Souvraign mehr gefürchtet. Hinzu kommt, dass der Unbekannte als Strippenziehen von Anfang an ein richtiges Hassobjekt ist. Mal ganz grob davon abgesehen, dass es überhaupt keinen Sinn macht, dass Shepard als Allianzsoldat mit Cerberus gemeinsame Sache macht, weil die als Terroristen geächtet sind. Überhaupt jagd im Hauptplot einer grober Logikfehler den nächsten - etwas, dass "Mass Effect 3" leider später zur Perfektion treibt.
Da sind die Nebenmissionen in denen man seinen Partymitgliedern bei persönlichen Missionen hilft wesentlich aussagekräftiger. Das Spiel nimmt sich für die Charaktere sehr viel Zeit. Umso größer ist die Schande, dass sie trotz aller Bemühungen über weite Teile so blass bleiben. 

"Mass Effect 2" blieb deutlich hinter meinen Erwartungen zurück. Einfach, weil das Spiel so viele Sachen hat bei denen man sich permanent denkt "Hätte, würde, könnte". Zumal, wenn die Entwicklungen der Charaktere nur einen Einfluss darauf haben wer die letzte Mission überlebt und wer nicht. Es macht einfach wenig Sinn, wenn Figuren sterben, weil man eine gescheiterte Liebesbeziehung mit ihnen hatte. Von den vielen Logiklöchern ganz zu schweigen.

Insgesamt war ich trotz der guten Aufmachung, die das Spiel definitiv hat, immer mit knirschenden Zähnen auf der Reise durch das Universum. Es hätte alles einfach so wesentlich besser sein können.

7/10 Kollektoren