Der Adler der neunten Legion


 
Der letzte "Römerfilm", der inhaltlich wirklich etwas hermachte war wohl Ridley Scotts "Gladiator". Das war vor über 10 Jahren. Seitdem gab es im Genre nichts nennenswertes mehr. Kleinere Trashproduktionen im Gladiator-Look bestimmten oftmals das Bild.

"Der Adler der neunten Legion" hebt sich aus diesem Römer-schnetzeln-schlecht-geschminkte-Barbaren-mit-Pseudosenatsintrigen-Einheitsbrei hervor. Vorrangig auch durch die sehr spannende Handlung, um einen jungen Zentrurio, der einen britannischen Sklaven das Leben rettet und mit ihm in den hohen Norden Schottlands zieht, um die verschollene Standarte der neunten Legion wiederzufinden und nach Rom zu bringen.


Der Film hat jedoch weder epische Schlachten noch Senatsintrigen - obwohl eingebildete Senatsschnösel natürlich trotzdem vorkommen müssen, wär ja sonst auch langweilig -, sondern lebt von seinen düsteren, geheimnissvollen Bildern, die die britannische Wildnis und ihre Bewohner exotisch, brutal und mystisch-düster erscheinen lassen. Kameraarbeit und Ausstattung sind großartig und tragen viel zur Atmosphäre bei. Wirklich großartig gefilmt ist dabei die tagelange Flucht vor den Britanniern in den rauen Schluchten der Highlands. Das Auge bekommt was geboten, wirklich getragen wird der Film aber von seinen Figuren. Gerade der Konflikt zwischen dem Zenturio und seinem Sklaven Erco, den er in der Gladiatorenarena durch den Daumen nach oben das Leben rettete. Dabei wird vor allem auch der kulturelle Konflikt zwischen dem "Feldzugstolz" der Römer und dem Freiheitswillen der Britanner thematisiert. Als Erco seinen römischen Herren in Anwesendheit eines Stammes zum Sklaven nimmt tauschen beide die sogar ihre Rollen und der Römer muss lernen zu gehorschen.

Dass sich der Film über große Strecken auf einem Kammerspielniveau bewegt tut ihm nur gut. Zwar gibt es trotzdem noch ordentlich Action und abgehackte Gliedmaßen, doch die ist weder irrsinnig noch selbstzweckhaft, sondern dient der Geschichte.

Ein Vergleich des Films mit "Gladiator" wäre unpassend und dennoch muss sich der "Adler" auf keinen Fall verstecken. Großes Kino. Große Gefühle. Kleine Schlachten. Endlich wieder ein Sandalenfilm, der es in sich hat.

Genrefans sollten unbedingt einen Blick wagen!

8,5/10 Standarten