DooM³



Forscher auf dem Mars öffnen das Tor zur Hölle, woraufhin Dämonen und Zombies diese zum Fressen gern haben. Doch da wir hier ja nicht im Schnellrestaurant im Vorhof der Hölle sind und es sich nicht gehört einfach so Wissenschaftler zu mampfen stellt sich einmal mehr ein namenloser Marine den Schergen des Teufels in den Weg.

Ich bin ja mit dem Ur-DooM von 1994 aufgewachsen (welches in Deutschland zusammen mit seinem Nachfolger indiziert wurde) und doch muss ich sagen: Ich habe seit langem nicht mehr so eine gequirlte Scheiße gespielt! 
Mit der trashigen "Monster mampfen Menschen"-Story hätte ich leben können, immerhin sind wir hier bei "DooM", aber es gibt einfach so viel, was mich an diesem Spiel aufregt!



1. Die Gewaltdarstellung
Geekelt habe ich mich nicht, aber ich wusste nicht, ob ich deshalb nun lachen oder weinen sollte. Zerfetzte Körper, herausspringendes Hirn, gewaltige Ozeane von Blut, herausgerissene Wirbelsäulen, wild zerspatternde Körper ... ich könnte ewig so weiter machen!
Klar, "DooM" war schon immer derber Gore, aber selten wirkte Gewaltdarstellung in einem Shooter so unfreiwillig komisch, ja, beinah schon lachhaft-provokativ auf mich! Denn ganz offensichtlich hat der Splatter keinen anderen Sinn als die Aufmerksamkeit von Leuten (und Massenmedien) auf sich zu ziehen, um sagen zu können: "Guck mal, so derb geht dat hier zu! Voll krasser Shit!"
Im ersten Moment ekeln die wild (und völlig unrealistisch) zerspringenden Körper zwar, aber nach einigen Spielstunden fasst man sich eigentlich nur noch genervt an den Kopf.

2. Schockeffekte und Horror
Ich habe ja so einige Horror-Shooter in meinem Leben gespielt, aber kaum einer hat so billige Schockeffekte wie dieser! So versucht man etwa Spannung zu heichen, indem der Marine Taschenlampe und Waffe nicht zusammen benutzen kann. D.h. ist man in einer dunklen Ecke unterwegs und es kommt ein Imps oder Zombie angesabbert muss man umständlich zwischen Waffe und Lampe wechseln. DAS NERVT!
Als nächstes der "Schock", dass die Leveldesigner einem laufend irgendwelche Gegner in den Rücken spawnen damit aber auch ja erschreckt, wenn man sich umdreht. (Jetzt erschrecken wir alle mal ganz dolle: "Buh!") Kombiniert wird das dann gern mit Stromausfall oder Luzifers gedehnter Lache. Ebenso dämlich ist, dass viele Gegner wie im Original von vor 10 Jahren sich in irgendwelchen Wänden verstecken, die sich öffnen sobald man als Spieler über einen unsichtbaren Tigger läuft.

3. Das Leveldesign
Nach einigen Spielstunden habe ich mich ja gefragt, ob die "DooM"-Erfinder und Id-Software-Lead-Designer John Carmack und Tim Willits je einen modernen Shooter gespielt haben. Streckenweise hat man den Anschein das Urspiel von 1994 zu spielen. Schlauchrige Levels, hier mal ein Knöpchen drücken, dort mal einen Schlüssel einsammeln. Dann muss man zusätzlich gegen wahre Monsterhorden kämpfen, die einfach nur strohdoof sind! Aber okay, viele Entwickler versuchen ja möglichst viele Zombies in ihre Spiele einzubauen damit sie bloß nicht in die Verlegenheit kommen sich um anständige KI-Routinen kümmern zu müssen.
Auffällig auch; offenbar hat man nur deshalb alle Levels in Finsternis gehüllt damit man die Gegner möglichst schlecht sieht und das Spiel dadurch schwerer wird.
Hinzu kommt, dass man Abwechslungsreichtum in den Levels kaum finden wird. Grafisch wie Spielerisch höchst eintönig.

Was mir allerdings einfach nicht in den Kopf gehen will: Wie zum Teufel kann man einen modernen Shooter entwickeln wollen, der spielerisch auf dem Niveau von vor 10 Jahren hängt!? Viele der Genrestandarts werden entweder völlig missachtet ("Gegner-Schranktüren" in Levelwänden! Sowas macht man spätestens seit "Unreal" und "Half-Life" [1998] nicht mehr!) oder nur bedingt angewendet.
Das wodurch "DooM³" auf sämtlichen PR- und Presseaufführungen bestach war die (heute noch) sehr gute Grafik und natürlich der Gewaltanteil. Davon abgesehen ist "DooM³" inhaltlich aber eine Lachnummer! Wäre das Spiel wenigstens ein bewusstes Remake mit Widererkennungswert geworden! Aber auch dazu reicht es nicht, denn "DooM³" orientiert sich in Waffen und Gegnertypen nur sehr lose am Original. Einzig die geliebte Kettensäge ist unversehrt geblieben.  Aber womit, wenn nicht mit einer Kettensäge, soll man sonst auch Zombies schnetzeln?

Auch schleierhaft bleibt mir wie zum Teufel "DooM³" Anno 2004 Topwertungen bei sämtlichen Spielemagazinen und Webpages einfahren konnte. Denn, um es kurz und knapp zu präzisieren: ES IST EINFACH NUR LANGWEILIG!

Aber okay, okay, vielleicht bin ja auch nur deshalb so zickig, weil es sich an vielen, großartigen Horror-Shootern messen lassen muss. Gebt mir "Alien vs. Pretador 2", "Das Ding aus einer anderen Welt", "F.E.A.R." oder (einem meiner absoluten Lieblinge auf dem Sektor) "Clive Bakers Undying", aber nicht "DooM³"!!!

3/10 völlig abartig-übertrieben, heruasspringenden Gehirnen