1989 erdachte sich ein junger Student namens Jordan Mechner eine
abenteuerliche Geschichte, um einen namenlosen, persischen Prinzen, der
seine Prinzessin vor einem finsteren, indischen Wesir rettete. Der Prinz
hatte 1 Stunde und 20 Levelabschnitte lang Zeit, um aus dem Kerker in
die obersten Ebenen des Palastes zu gelangen, den Wesir zu töten und
schließlich die Prinzessin zu retten. Insofern er überhaupt so weit kam,
denn auf seinem Weg lauerten heimtückische Fallen und fiese Gegner auf
ihn.
Gemeint ist natürlich das 2D-Action-Adventure "Prince of Persia", welches bis heute Wegweisend für das Genre der Action-Adventures ist. Das Abenteuer des persischen Prinzen begeisterte Publikum wie Kritiker gleichermaßen und verkaufte sich millionenfach.
1992
folgte Teil 2, der im Erfolg jedoch hinter dem Original zurück blieb.
Zwar war das Spiel grafisch schöner, doch enttäuschte es mit wenigen
Innovationen. Zudem lief das neue Genre der Ego-Shooter mit "DooM" dem
springenden und fechtenden Prinzen den Rang ab. Danach herrschte lange
Zeit funkstille um die Serie. Erst 1999 wurde ein Neuanlauf durch den
unbekannten Entwickler Mindscape gewagt.
"Prince of Persia 3D"
ahmte, in der durch "Tomb Raider" eingeleiteten neuen Ära der
3D-Action-Adventures, das große Vorbild nach, erreichte jedoch nie seine
Klasse. Das Spiel war spielerisch wie inhaltlich eine mittelschwere
Katastrophe und mit ihm schien auch die Marke "Prince of Persia" für
alle Zeit unterzugehen.
Bis sich der französische Publisher
UbiSoft die "Prince of Persia"-Lizenz aneignete und Jordan Mechner ins
Entwicklerteam aufnahm. Der Plan war es ein Action-Adventure zu
kreieren, das sich wie ein Hollywoodfilm spielen sollte. Mechner
lieferte das plottechnische Grundgerüst für die gewagte Reinkenation des
Prinzen.
2003 veröffentlichte UbiSoft "Prince of Persia – The Sands
of Time", welches den Auftakt zu einer der erfolgreichsten
Spiele-Trilogien aller Zeiten markieren sollte.
Die Geschichte des
Prinzen wurde hierfür grundlegend überarbeitet. In "Sands of Time"
befindet sich der junge, persische Prinz mit seinem Vater auf einem
Feldzug in Indien, wo ihre Armee mit Hilfe des Wesirs den Palast des
Majaradschers stürmt. Dort findet der junge Prinz – wild darauf in
seiner ersten Schlacht eine ganz besondere Trophäe mit nach Persien zu
bringen – eine gewaltige Sanduhr und einen ihr zugehörigen magischen
Dolch. Dieser verlangsamt die Zeit oder kann Geschehenes zurückgängig
machen. Wieder in Persien überredet der Wesir den Prinzen die Sanduhr zu
öffnen und so den Sand der Zeit freizusetzen. Der Sand verschlingt
schließlich alles und jeden und macht die ehemaligen Palastwachen sowie
den Vater des Prinzen zu monströsen Sklaven des Wesirs. Mit dem Dolch
vor dem Magier und seinen Kreaturen fliehend trifft der Prinz
schließlich auf die indische Prinzessin Farah und reist ab jetzt nicht
mehr allein durch die düsteren Tempelruinen. Dass sich zwischen den
beiden Hauptfiguren neben allerhand, lustvoller Stänkereien auch noch
die Liebe anbahnt dürfte sich von selbst verstehen. So begeben sich die
beiden auf die gefahrvolle Suche nach dem Wesir und der Sanduhr, um die
Katastrophe mit Hilfe des Dolchs rückgängig zu machen.
Spielerisch
hält "The Sands of Time", was UbiSoft einst so vollmundig ankündigte:
Ein rasanter Abenteuerfilm zum selber spielen. Dramatisch, witzig und
mit Herz. Einzig negativ auffallend ist die gern störrische
Kameraführung, die einen mal in Schluchten springen lässt und Gegner
verdeckt. Ebenso wie das leider sehr konsolentypische Speichersystem:
Autosave. Gegen Ende sind die Speicherpunkte nämlich fast schon unfair
weit auseinander und lassen den Spieler immer wieder verzweifelt und
nervlich am Boden in die Tastatur beißen. Ebenso gibt es regelmäßige
KI-Aussetzer der Prinzessin, weshalb diese schon das eine oder andere
Mal in der Gegend herumsteht und sich gemütlich von Monstern fressen
lässt. Ausgerissene Haare und an die Wand geworfene Mäuse sind da
garantiert!
Davon abgesehen ist das persische Märchen selbst nach 5
Jahren immer noch ein Topspiel. Wunderschön designte Paläste,
butterweiche Animationen, tolle Rendervideos und ein sagenhafter
Soundtrack erfreuen Augen und Ohren, kombiniert mit fordernden Rätseln
und Kämpfen.
Frustresistente Abenteurer können sich ohne weiteres in dieses Märchen aus 1001 Nacht wagen.
8/10 Sandmonstern