Der Prinz (phänomenal gesprochen von David Nathan) ist seit seinem
letzten Abenteuer sichtlich gereift. Finsterer ist er als Mann geworden
und auch erbarmungsloser. Die Zeitmanipulationen mit dem Dolch haben
tief greifende Konsequenzen gezeigt. Der Dahaka, ein Dämon, der alles
aus den Zeitlinien entfernt, was nicht in diese gehört, ist dem Prinzen
auf der Spur, um diesen aus der Zeit und schließlich aus der Welt zu
tilgen. Sicher seinem Schicksal entgehen zu können, wenn er erneut zum
Dolch der Zeit greift, reist der Prinz zur Insel der Zeit, wo die
Herrscherin der Zeit die Sanduhr erschuf. Der Prinz will in die
Vergangenheit reisen, die Sanduhr zerstören und die Herrscherin töten,
um so zu verhindern, dass der Sand der Zeit jemals erschaffen wird und
so auch der Dahaka keinen Grund hat ihm nach dem Leben zu trachten. Doch
der Prinz begibt sich auf eine Reise ohne Wiederkehr, denn – und das
weiß jeder Fan von Zeitreisegeschichten – jede weitere Manipulation der
Zeitlinien birgt ungeahnte Konsequenzen. Ein Wettlauf gegen die Zeit
beginnt, an dessen Ende ein ungewisses Schicksal wartet.
Plottechnisch hat Jordan Mechner ganze Arbeit geleistet, denn "Warrior Within" weißt einige wirklich fiese Storytwists auf.
Doch
auch an der Spielmechanik hat sich einiges getan. Der Prinz beherrscht
nun einiges mehr an Aktionsmöglichkeiten. Zudem wurde ihm ein ganzer
Packen an neuen Kampfmanövern eingeflößt. Apropos Kampf: Schon früh
fällt der neue, düstere Stil des Spiels auf. Passend dazu wurde auch der
Gewaltgrad hochgeschraubt. Allerdings ist das Spiel dabei sehr
zeigefreudig und man fragt sich wie "Warrior Within" noch zu seiner
Freigabe "USK16" gekommen ist. Köpfe rollen, Gliedmaßen werden
abgetrennt und Feinde in der Mitte zerteilt. Das Ganze wird dann noch
mit übergroßen Blutfontänen quittiert. Die neu gewonnene,
splatterlastige Düsternis will auf den ersten Blick so gar nicht ins
sonst eher bunte "Prince of Persia"-Universum passen. Dennoch passt der
neue Schwarzton des Spiels zu Mechners Geschichte, denn auch diese ist
düster. Immer noch trägt das Spiel den märchenhaften,
mystisch-zauberhaften Charme der "Prince of Persia"-Serie, dennoch hat
dieses Märchen nur noch wenig mit der magischen Abenteuergeschichte aus
Teil 1 zutun. "Warrior Within" ist da wesentlich surrealer und auch
verstörender angelegt. Ein Märchen, ja, aber nur noch für die
Erwachsenen. Die jugendgerechten Darstellungen aus "Sands of Time" sucht
man dagegen vergeblich.
Passend dazu ist der stetige Wechsel
zwischen den alten, verfallenen Palastruinen der Gegenwart und den
prächtigen Tempelanlagen der Vergangenheit. Während die Gegenwart grau
und dunkel erscheint, so ist die Vergangenheit das pure Gegenteil und
spiegelt den Glanz einstiger Macht wieder. Durch Zeitportale wechselt
der Prinz stetig zwischen Gegenwart und Vergangenheit, denn einige
Rätsel sind nur durch den Einsatz der Portale zu lösen. Dennoch bleibt
das Spiel, wie sein Vorgänger, sehr linear.
Grafisch wurde die
Jade-Engine (erstmals von UbiSoft in "Beyond Good & Evil"
eingesetzt) im Vergleich zu "Sands of Time" erheblich aufgebohrt. Die
große Stärke der Grafikengine sind auch hier wieder die prächtigen
Paläste und Ruinen, ebenso wie wunderschöne Gärten und phantastische
Animationen. Selbst nach fünf Jahren ist das Spiel ein wahrer
Augenöffner.
Einzig der Soundtrack könnte verwirren, denn zu den
melodischen arabischen und mystischen Klängen gesellt sich harter
Heavy-Metal. Dennoch klingen die Metal-Einlagen nie aufgesetzt, sondern
fügen sich nahtlos in dieses neue, dunkle "Prince of Persia"-Universum
ein.
So sehr das Spiel begeistert, so sehr frustriert es auch, denn
"Warrior Within" hat nicht nur die Macken des Vorgängers geerbt, sondern
diese auch noch z.T. verschlimmbessert. So zeigt die fummelige
Kameraführung bei den Fluchtsequenzen vor dem Dahaka gern unpassende
Einstellungen, weshalb man oft als Dämonenfutter endet. Ebenso ist der
Schwierigkeitsgrad nochmals in die Höhe geschnellt, da auch hier die
Speicherpunkte wieder z.T. sehr unfair gesetzt sind. (Z.b. gibt es
Speicherpunkte generell nicht vor, sondern nach Bosskämpfen.) Obendrein
neigen die Gegner auch hier wieder zu wahren Hackorgien, die einem kaum
Luft zum Atmen geben.
Somit gilt wie auch beim Vorgänger: Nur für
frustresistente Spieler zu empfehlen. Dennoch ist "Warrior Within" ein
toll designtes, sehr erwachsenes Märchen für erwachsene Spieler.
9/10 Dahakas