Fight Club



"Mit einer Waffe im Mund kriegt man nur noch Vokale raus. Für einen Moment vergesse ich Tylers ganze Massenvernichtungsgeschichte völlig und frage mich wie sauber die Waffe wohl ist.
Das Sprichwort, dass man immer den verletzt, den man liebt ... und mir wurde klar, dass der Schlüssel zu den Bomben, der Revolution und allem eine Frau namens Marla Singer war."


Mit diesem Monolog eröffnete David Fincher im Jahr 1999 seinen Kultfilm "Fight Club", der auf dem gleichnamigen Roman von Chuck Palahnuik basierte.




Darin geht es um einen Menschen (Edward Norton) ohne Namen, ohne Familie oder Freunde, der Tag für Tag im Büro schuftet und sich allein durch die Einrichtung seiner Wohnung zu definieren glaubt.

"Früher blätterten wir in Pornozeitungen. Heute waren es Wohndesing-Kataloge."
Doch der Mann hat ein Problem, denn er wird von Schlaflosigkeit heimgesucht, die ihn dazu bringt als Simulant in eine Hodenkrebsselbsthilfegruppe einzusteigen, wo er auf die Simulantin Marla (Helena-Bonham Carter) trifft, die ihm sogleich den letzten Nerv raubt.

"In ihrer Lüge spiegelte sich meine Lüge und plötzlich fühlte ich nichts mehr. Wieder einmal konnte ich nicht schlafen."

Marla selbst ist permanent suizidgefährdet und simuliert eine tödliche Krankheit, weil der Kaffee umsonst und es billiger als Kino ist.

"Warum machst du's?"
"Ich weiß nicht, wenn die Leute glauben, dass man stirbt, dann hören sie einem richtig zu."
"Anstelle nur zu warten, dass sie mit reden dran sind."


Doch in anbetracht von Marla Singer, die sich einfach so in seine geliebten Selbsthilfegruppen drängt macht sich schon bald ein Unbeklannter breit, der sich Tyler Durden (Brad Pitt) nennt. Tyler macht und verkauft Seife und kann ihn schon bald für das Projekt "Fight Club" begeistern. Dort treffen sich junge Männer ohne Perspektive, ohne Sinn im Leben, um sich gegenseitig zu prügeln. Nur um zu wissen, dass sie überhaupt noch etwas spüren. 

"Wir sind die Erstgeborenen der Geschichte. Wir haben keinen großen Krieg und keine große Depression. Unser großer Krieg ist ein spiritueller. Unsere große Depression ist unser Leben. Wir wurden vom Fernsehen aufgezogen, in dem glauben, wir würden alle irgendwann mal Filmgötter und Rockstars. Werden wir aber nicht. Und das wird uns langsam klar. Und wir sind kurz vorm Ausrasten!", sinniert Tyler im Fight Club. 

Tyler treibt den Fight Club schon bald in ungeahnte, terroristische Höhen, wo er zum "Projekt Chaos" übergeht, das schon bald zu eskalieren droht.

"Fight Club" ist ein Film, der nichts beschönigt und dort auf die Gesellschaft einschlägt, wo es am Schmerzhaftesten ist. Während die anfängliche Rebellion der Charaktere gegen den Konsum- und Markenwahn noch auf einem arnachistischen, jedoch relativ allgemeinverträglichen Level ist, so wandelt sich diese Revolte bald zu einem ungeahnten Terror um.   

Dreh und Angelpunkt sind dabei der namenlose Erzähler, Tyler Durden und Marla. Der große Konflikt mit der Gesellschaft ist dabei ein persönlciher, innerer Konflikt in dem die Vernunft gegen den skrupellosen Arnachisten kämpft.
Aber seien wir ehrlich zu uns: In jedem Menschen schlummert ein Tyler Durden. Ebenso wie in jedem von uns der namenlose Erzähler lauert; schlafend vor dem Fernseher, dösig auf der Arbeit, ganz dem Ikea-Nestbautrieb verfallen.

"Ist die Zeitkoordinate nur lang genug, endet sie für jeden irgendwann bei Null. Das ist dein Leben und es endet mit jeder Minute."
"Fight Club" ist kein Film, den man vielleicht gleich beim ersten Mal versteht und ganz sicher kein Film zum nebenbei schauen.

"Fight Club" ist harte und ehrliche Sozialkritik - auch, wenn dem Film bei Erscheinen gern mal Gewaltverherrlichung vorgeworfen wurde.

Technisch macht der Film alles richtig. Tolle, prägnante Bilder, geniale schauspielerische Leistungen aller Beteiligten und der kultige Score der "The Dust Brothers" machen den Film nicht nur auf philosophischer Ebene zu einem Erlebnis.

Wer mit der Thematik jedoch nichts anfangen kann, sollte vielleicht lieber die Finger davon lassen.

Trotzdem ist "Fight Club" ein Meisterwerk und einer der wichtigsten Filme der Moderne!

10/10 Ikea-Katalogen