Se7en



In einer US-Großstadt ermordet ein Serienkiller seine Opfer nach den sieben Todsünden - jeden Tag einen Menschen.
Den Polizisten Summersend (Morgan Freeman), der kurz vor der Pensionierung steht, und dem Grünschnabel Milles (Brad Pitt) bleibt eine Woche, um den Killer dingfest zumachen, doch dieser spielt ein perfides Spiel mit ihnen, dessen Regeln nur ihm selbst bekannt sind.

David Fincher ('Fight Club', 'Zodiac') schuf 1995 ein zeitloses Meisterwerk des modernen Noir-Thriller-Genres. Ein Meisterwerk, das zwar oft kopiert, aber nie geschlagen wurde. Die wohl bekannteste (Raub)Kopie dürfte hierbei der erste SAW-Film sein, der jedoch weder in Inszenierung, Figuren, Raffinesse und Kontext an Finchers Film heran kam.




David Fincher ist ein Meister seines Faches und er weiß zu schockieren, auch ohne dafür 1000 Tetraliter Blut vergiesen zu müssen. Tatsächlich spielt er raffiniert und intelligent mit unserer Vorstellungskraft. Die Morde werden zu keiner Zeit gezeigt, sondern nur die Tatorte und Ermittler. Trotzdem spielt uns unsere eigene Vorstellung immer wieder den Streich gesehen haben zu wollen wie der Killer sein Werk verrichtete. 

Das liegt vorrangig an der beklemmden Intenzität, die der Film erreicht. Während die Polizisten den Mörder jagen lässt sich der Regiesseur auch viel Zeit für seine Charaktere.

Da ist der fast pensionierte Summersend, der einsam in seiner Wohnung sitzt und gern mal in Apathie verfällt. Im krassen Gegensatz dazu seht Milles, der mit seiner Frau ein ausgelassenes Leben führen will. Hinzu kommt der Killer 'John Doe' - genial gespielt von Kevin Spacey -, der es schafft einem die Nackenhaare zu Berge stehen zu lassen, obwohl er eigentlich überhaupt nichts macht. Keine theatralischen reden, keine Mitleidstour, sondern die beunruhigende Überzeugung, dass er - und nur er - das einzig richtige tut. Spacey spielt Doe dabei so derartig kühl, dass es einem schon vor diesem ruhigen, intelligenten Mann gruselt. Etwas Unnahbares und Unergründliches liegt in der Luft, wenn er auftaucht.

Fincher konzentriert sich sehr stark auf diese drei Figuren und baut ein schlussendlich tödliches Netz zwischen ihnen auf. Hinzu kommen die genialen, sehr düsteren Dialoge.

Während Summersend in seinen Jahren als Polizist apathisch geworden ist will Milles nicht wahrhaben, dass die Welt wirklich so grausam ist. Er glaubt an den guten und vernünftigen Kern im Menschen. In einer Szene diskutieren die beiden darüber wie der Menschim Grunde ist.

'Es ist einfacher ein Kind zu schlagen, als es zu erziehen! Ja, Apathie kann eine Lösung sein. Wissen Sie, die Leute wollen nach der Arbeit nach Hause kommen, sich vor den Fernseher setzen und ihren Hamburger essen.'
'Das ist doch völliger Quatsch! Dieses gerede davon wie furchtbar das alles ist und das wir am Besten wieder alle in Zelten wohnen sollten!'

Finchers Film richtet sich im Grunde gegen die tägliche Apathie, gegen die Ellenbogengesellschaft in sich nur jeder selbst der Nächste ist - anders als in 'Fight Club', in dem es vorrangig um Konsumdenken geht.
Die Sozialkritik wird dabei nicht lehrerhaft und mit erhobenen Zeigefinger aufgeboten, sondern schleicht sich leise von hinten an. Nur um sich im erschütternd-verstörenden Finale mit all ihrer Kraft zu entladen. Dieses zählt dabei zum Besten, was man je sehen durfte.

Fincher setzt das ganze dabei nicht sensationsgeil um - so wie oben genannte Serienkiller-Filme -, sondern ist in seiner Inszenierung technisch perfekt und subtil. Actionszenen gibt es dabei kaum. Der Adrenalinkick kommt nicht offensiv, sondern durch unsere eigene Phantasie, die die Taten des Mörders in ungeahnte Höhen ausschmückt. Somit funktioniert der Film nach der alten Tugend: 'Horror ist nicht, was du siehst. Horror ist, was in deinem Kopf geschieht.'

Dabei stellen Finchers typischer düster-metallischer Look und die subtile Musik von Howard Shore ('Der Herr der Ringe'-Trilogie) nur das Tüpfelchen auf dem 'i' dar. Denn 'Se7en' ist ein Film, den man nicht vergisst und über den man womöglich länger brütet.

Ein Meisterwerk!

10/10 Serienkillern