Ein Jahr nach den
Ereignissen aus „Metro 2033“: In der Moskauer Metro geht ein todbringendes
Virus um. Der Söldner Hunter soll zusammen mit dem musisch veranlagten Greis
Homer herausfinden, was genau an den verseuchten Station vorgeht. Die Reise mit
dem muskelbepackten Killer an seiner Seite gerät für den alten Mann jedoch nach
kurzer Zeit zu einem Psychotrip, der besonders perfiden Art.
Entwarnung für alle,
welche die kataströsen Reviews auf Amazon gelesen haben: „Metro 2034“ ist zwar
tatsächlich nicht so genial wie sein Vorgänger, aber dennoch meilenweit von
einem schlechten Buch entfernt.
Denn obwohl es zunächst verwirrend erscheint, dass die Geschichte sich nicht um den direkten Fortgang der Ereignisse aus Teil 1 dreht, sondern zunächst Ort und Charaktere wechselt, um zum Schluss wieder Bezug darauf zu nehmen. Wie schon bei „Metro 2033“ lässt einem Glukhovsky hier sehr lange im Dunkeln worum es eigentlich geht und lässt Homer ebenso wie den Leser in den dunklen Tunneln der Metro völlig auf sich gestellt. Allein zwischen Hoffnungen, Wahnvorstellungen und Todesangst. Und genau das ist eine der großen atmosphärischen Stärken des Buches. Das nicht-wissen und die kontinuierliche Verschmelzung von Wahn und Realität, die sich am Ende als noch bestialischer herausstellt als die eigene Phantasie und ganz nach Glukhovsky-Art ein düster-melancholisches und schockierendes Finale präsentiert, dessen philosophische Botschaft Hoffnungsvoller nicht sein könnte: Die Feder besiegt das Schwert!
Doch wozu
Schriftsteller in einer Welt sein in der Bücher verbrannt werden, um nicht zu
erfrieren? Wozu die Menschen mit Musik erfreuen, wenn Munition wichtiger ist?
Das sind die zentralen Fragen des Buchs. Die Frage, wo die menschliche Seele
bleibt, wenn sie auf Kampf und Überleben fixiert ist. Die einfache Antwort: Sie
geht zu Grunde bis nur noch ein animalisches Monster in der Haut eines Menschen
übrig ist. Ein Wolf im Schafspelz.
Dennoch siegt die
Hoffnung – mit einem Paukenschlag ohne gleichen, denn wie heißt es so schön:
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Allerdings ist „Metro
2034“ durch den Perspektivwechsel vom Knaben Artjom zum Greisen Homer, der sich
in Tagträumen zu gern an das Leben von vor der Katastrophe erinnert, auch
wesentlich verträumter, verspielter und in manchmal rührseliger Nostalgie
gehalten. Und somit auch erzählerisch um sehr vieles anders als der sich eher
in stetiger Neugierde selbst antreibende Protagonist aus dem Erstling. Daher
ist dieses Metro-Abenteuer auch weniger adrenalingeladen und nachdenklicher im
Grundton. Und das ist auch gut so.
Dennoch würde ich
stark empfehlen vorher „Metro 2033“ zu lesen, da viele Zusammenhänge sonst
nicht klar sein könnten, da es hauptsächlich in Nebensätzen versteckte
Anspielungen auf Teil 1, jedoch keine detaillierte Schilderung der Ereignisse
gibt.
Das Hauptproblem des
Buches hingegen sind die manchmal sprunghaften Übergänge von einer
Handlungsperson zur anderen. Das verwirrt selbst Metrobewohner wie mich.
An sich ist „Metro
2034“ also ein gutes Buch, das allerdings nicht in die zugegeben
überdimensionalen Fußstapfen seines Vaters treten kann.
8,5/10 Tagebüchern