Deus Ex



Die Welt von Deus Ex ist eine düstere, nicht allzuweit entfernte Zukunft, die ohne Probleme der Feder eines Phillip K. Dick hätte entspringen können - die Anleihen an Dicks Werke sind im Spiel immer wieder sehr offensichtlich.

In den USA geht ein Virus namens 'Der Graue Tod' um, das nur durch das 'Ambrosia'-Serum geheilt werden kann. Dieses wird jedoch von der Regierung an den Mann gebracht und nicht jeder bekommt das rettende Mittel, denn geheilt wird nur, wer entsprechenden Status oder Geld hat. Die Armen des Landes sterben zu Tausenden, in den Straßen stapeln sich die Leichen und im Volk rumort es gewaltig. 
Geradezu symbolisch wurde die Freiheitsstatue auf Liberty Island von Terroristen in die Luft gespengt. Die Reste der Fackel werden in einem Museum unter der Statue aufbewahrt. Dennoch ist Freiheit mehr denn je ein Fremdwort im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. 
Durch Nanoimplantate verbesserte Menschen werden zu ultimativen Soldaten aufgerüstet und im Kampf gegen den Terror ist jedes Mittel recht.


Der Spieler schlüpft hierbei in die Rolle von J.C. Denton, einem nanotechnisch aufgerüsteten Agenten der U.N.A.T.C.O. - einer Behörde zur Terrorabwehr, die nach dem Anschlag auf Liberty Island gegründet wurde. 
Denton und sein Bruder Paul werden zu Beginn auf Liberty Island abgesetzt, da Terroristen die Insel besetzt halten. Sie sollen den Anführer der Organisation ausschalten und mehrere Container mit gestohlenen Ambrosia sicherstellen.
Beim Anführer angekommen erzählt dieser Denton, dass sie das Gegenmittel unter das Volk bringen würden, um das Massensterben zumindest einwenig eindämmen zu können. 
Nachdem man den Anführer gestellt hat wird man auf das gestohlene Ambrosia angesetzt, dass sich nicht auf der Insel befand. 
Als dieses schließlich sichergestellt wird entpuppt sich JCs Bruder Paul als Überläufer, der von einer Verschwörung der Regierung erzählt. In diesem Moment jedoch platzen mehrere Cyborgs herein und töten Paul. Auf sich allein gestellt begibt sich JC auf Spurensuche, die ihn nach Hells Kitchen verschlägt. Er wird schließlich von den Terroristen der NSF kontaktiert und selbst zum Verbrecher erklärt. Auf der Flucht vor der eigenen Regierung verschlägt es JC nach Hongkong, Paris und schließlich auf die berüchtigte Area 51, wo sich die nicht nur die Verschwörung lüftet, sondern auch über das Schicksal der Welt entschieden wird.

Die Stoy von 'Deus Ex' ist eine wahre Fundgrube für Verschwörungstheoretiker: Eine durch Nanotechnologie zweigeteilte Klassengesellschaft, die sich zu Göttern emporschwingen will (daher der Name 'Deus Ex') und schließlich die Frage nach der Menschlichkeit und dem freien Willen des einzelnen Individuum stellt. Dazu gibt es noch tiefsinnige Dialoge und Charaktere, eine schlichtweg genial-düstere Phillip-K.-Dick-Atmosphäre und nahezu unendeliche Entscheidungsfreiheit. Hinzu kommen einige wirklich geniale Storytwists.
Geradezu symbolisch bei der ganzen Geschichte ist jedoch, dass das Spiel rund 1 Jahr vor den Anschlägen des 11. Septembers 2001 erschien. Rückblickend betrachtet wirkt der Plot dadurch an manchen Stellen geradezu prophetisch.
Wie die Geschichte endet entscheiden die Handlungen des Spielers. Man kann sich mit den Verschwörern ebenfalls mit zu den Göttern emporschwingen oder die Menschheit zur Stunde Null zurückkehren lassen. Zudem gibt es einen dritten Weg: JC verschmilzt mit der Super-KI 'Helios', die die Kontrolle über die Area 51 hat. 
'Deus Ex' war eine der ersten 'Realwelt'-Simulationen. Jede Entscheidung hat Auswirkungen und verändert den Handlungsverlauf. Zudem steht es dem Spieler in zahlreichen Dialogen und Ereignissen frei wie er vorgeht. Rambo, unsichtbarer Assassine oder doch lieber Diplomat? Theoretisch ist es nähmlcih möglich das Spiel ohne einen einzigen getöteten Gegner durchzuspielen. 
Das Spiel zu verlieren, weil man irgendetwas falsch gemacht hat ist nicht möglich, weil es für jede Situation mindestens zwei Lösungswege gibt - ein Grundprinzip in Warren Spectors Spielen, welches sich seit 'System Shock' und 'Thief' kontinuierlich fortsetzt und verfeinert. 
Mit Nanoimplantaten verbessern sie JCs Fähigkeiten. So kann er mit dem entsprechenden Implantaten im Dunkeln sehen, weiter Springen oder mehr Schaden absorbieren. 
Grafisch verwendete 'Deus Ex' die erste Unreal-Engine, reizte diese jedoch nicht aus. Dadurch wirken viele Orte z.T. steril, was jedoch der Atmosphäre absolut zugute kommt. Auch auffällig, dass das gesamte Spiel immer nachts spielt. Buntes und helleres Ambiente sucht man deshalb vergeblich.
Das Spiel erschien 2000 in einer einheitlichen, internationalen Version mit landesspezifischen Untertiteln. Kein Wunder eigentlich. Für das Spiel wurden über 1.000.000 Zeilen Text Englisch vertont und untertitelt. Da der Publisher Eidos damals kurz vor der Insolvenz stand fiel eine deutsche Synchronisation (anders als bei Teil 2) flach. 
Die englischen Sprecher machen jedoch eine ausgezeichnete Arbeit. Auch die musikalische Untermalung kann sich sehen lassen. Bis auf das Titelthema ist diese sehr subtil angelegt und schafft eine beklemmende Atmosphäre.

10/10 Illuminaten