Der Baader-Meinhof-Komplex



Der Film über die Baader-Meinhof Gruppe war eine der letzten Projekte von Bernd Eichinger vor seinem Tod dieses Jahr. Und zugleich alles andere als ein krönender Abschluss seiner Karriere als Regisseur und Filmproduzent.

Die Eckpunkte des Films sind aus der Geschichte hinlänglich bekannt. Und so konzentriert sich der Film auch darauf den RAF-Terror möglichst cool und absolut unreflektiert darzustellen. Die einzelnen RAFler verkommen zu bloßen Schablonengestalten des linken Terrorismus der 68er Bewegung. Historische Reflektion der 68er Bewegung? Fehlanzeige? Menschliche Terroristen? Quatsch, die hatten nur Spaß am Terror, aber keine wirklichen Prinzipien! Darstellung der Opfer? Man kann zu recht sagen, dass einige Angehörige der Opfer, etwa die Frau von Buback, Eichinger bei Start des Films mit gutem Grund verklagt haben.


Und ich als Link(e)r muss sagen, dass ich selten zuvor so eine Grütze gesehen habe. Coole, schießende RAF-Terroristen aus dem Olymph der miesen Medienmythologisierungen. Gott bewahre! Aber genau das ist der RAF-Film am Ende. Ein Film für den ideologisch verblendeten Stammtisch der Altkommunisten ("Die wussten noch wie man den Kapitalismus in den Arsch tritt.") und den ebenso verblendeten Stammtisch der Staatsgläubiger ("Siehst du! Die Linken sind abgrundtief BÖÖÖÖSE! Die Rechten wollen dagegen nur spielen.")

Bis auf die Szene in der Bruno Ganz auftritt und über das Konzept der Rasterfahndung faselt gibt es so gut wie keine Szenen in denen die Auswirkungen des RAF-Terror richtig dargestellt wurden. Denn die RAF schuf durch ihren Terrorismus überhaupt erst den Polizeistaat den sie selbst so abgrundtief fürchtete und zu zerschlagen versuchte. Die RAF, aber auch die kapitale Gesellschaft haben sich ihre Feinde selbst erschaffen. Das kommt im Film, wenn überhaupt aber nur ansatzweise zur Sprache und dann derart mythologisiert, dass man schreiend davonrennen möchte.

Am Ende konnte auch Regisseur Uli Edel und die guten Darsteller nichts mehr reißen. Das Drehbuch ist einfach - zu gut Deutsch - beschissen!

Wer diesen Film für historische Münze nimmt, der glaubt wohl auch noch an den Weihnachtsmann. Obendrein wenn man bedenkt was zum Kinostart für ein gut geplanter Medienrummel davon ausging. Hätte nur noch gefehlt, dass Eichinger mit seiner PR-Sektion RAF-Actionfiguren auf den Markt bringt. Aber so viel Ehre hatte der Mann dann wohl noch das nicht zu tun.
(Da frage ich mich unweigerlich, ob wir in 20, 30 Jahren einen Heldenepos über Osama Bin Laden und die coolen Kämpfer der Al Quaida bestaunen dürfen. Das sind ja für manche auch "Revoluzzer gegen den Westen" - Mythos ich komme!!!)

An sich ein grottiger Film, der dem immer noch hochsensiblen Thema der RAF-Bewältigung nicht im geringsten gerecht wird. finger weg! Und lieber ein gutes Buch über die RAF lesen - und davon gibt es auch außerhalb von Stephan Austs Standartwerk "Der Baader-Meinhof Komplex" jede Menge!

Danke! Und jetzt wegtreten, Genossen!


2,5/10 dumpfen Terroristen