American Gangster



Nach der wahren Geschichte um den schwarzen Investor Frank Lucas, der 1968 durch Drogenschmuggel einer der mächtigsten Mafiabosse der USA wurde.

Es gab so vieles, was für mich im Oktober 2007 für einen Kinobesuch sprach: Auf dem Regiestuhl saß Kultregisseur Ridley Scott ("Alien", "Königreich der Himmel", "Body of Lies") , das Drehbuch stammte von Brain Grazer („Das Comeback“), dazu kam ein renommierter Cast in den großen und kleinen Rollen. Alle Gleise schienen auf „Meisterwerk“ gestellt zu sein!


Doch „American Gangster“ ist ein sehr spezieller Film, der nicht jedem gefallen wird.



Ridley Scott inszeniert den fast dreistündigen Gangsterepos als ruhiges Personenportrait. Er nimmt sich sehr viel Zeit dafür Frank Lucas (Denzel Washington) und dessen soziale und familiäre Verhältnisse nachzuzeichnen. Meiner Meinung nach lässt er sich dafür schon zu viel Zeit, denn obwohl der Film durchweg interessant ist empfand ich viele Passagen als langatmig.
Ähnlich viel Zeit verbringt Scott auch damit Lucas’ Gegenspieler bei der Polizei einzuführen; Detective Richie Roberts (Russle Crowe), und den Aufstieg und Fall des schwarzen Mafiabosses nachzuzeichnen. Dabei wurde mir keine der Figuren jedoch wirklich sympathisch. Stets rangelten die Charaktere um meine Top 5 in der Unbeliebtheitsskala, denn einer war da egozentrischer und cholerischer als der andere. Wofür Scott natürlich nichts kann, denn immerhin handelt es sich um keine fiktive Geschichte. 


Die schauspielerischen Leistungen hingegen waren durchweg brillant und man kaufte allen Akteuren ihre Rolle ab. Etwas witzig fand ich da den Auftritt des „Desperate Housewifes“-Apothekers als rassistischer Zollbeamter.
Wie man es von Scott und seinem Team gewohnt ist handelt es sich handwerklich um hervorragende Arbeit. Die Kamera von Harris Savides fängt immer wieder interessante Momente ein und der subtile Score von Marc Streitenfeld ist durchweg passend. 


Das größte Problem und gleichzeitig die Stärke des Films sind seine Figuren. Auch hier muss ich erneut betonen: „American Gangster“ ist da sehr speziell und auf gar keinem Fall einfach. Für mich jedoch war er viel zu langatmig, denn obwohl ich genaue Charakterisierungen mag fand ich sie hier geradezu überdimensional. Schließlich war ich von Scotts Ausführlichkeit sogar so genervt, dass ich mir schon bald das Ende des Films herbeisehnte – doch das kam und kam einfach nicht! Wie Kaugummi zogen sich die Verbrechen und Manöver der Figuren hin bis es endlich zum Abspann kam.
„American Gangster“ hat mir aber auch gezeigt, dass ich mich ab jetzt endgültig vom Gangsterfilm-Genre verabschieden werde, denn das Genre ist wohl einfach nichts für mich. Hat sich doch einst Francis Ford Coppolas „Der Pate“ für mich genauso herzhaft gedehnt und gezogen. 

Somit denke ich, dass der Film für Fans des Genres durchaus ein Meisterwerk darstellen kann. Ich hingegen ging mit Kopfschmerzen aus dem Saal.

5/10 Mafiabossen