Duke Nukem Foever



Mit Duke Nukem Foever endet eine der längsten Entwicklungszeiten eines Spiels, dass begleitet wurden Pleiten, Pech und Pannen. 18 Jahre hat 3D Realms an dem Spiel gebastelt. Dabei gab es 4 Enginewechsel, mehrere Entwicklerwechsel und Beinahepleiten. Einige Mal war das Spiel sogar ganz tot und das von Publisher 3D Realms angegebene Erscheinungsdatum "When it's done!" wurde fast 2 Jahrzehnte lang zur geflügelten Phrase unter Gamern und Spieleredakteuren. Schließlich erbarmte sich Gear Box und entwickelte das Spiel fertig. Duke Nukem Foever, der ewige Spiele-Witz ist dann also 2013 tatsächlich erschienen. 

Kann ein Spiel nach einer so langen Entwickluzngszeit überhaupt noch zeitgemäß sein?


Um ehrlich zu sein, nein! Spielerisch ist das Spiel ohne Zweifel in den 90er Jahren stehen geblieben, auch wenn das dank Unreal 3 Engine doch noch ganz gut aussieht. Dennoch muss man auch deutlich sagen, dass das Spiel trotz seiner ewigen Entwicklungszeit doch noch recht anständig geworden ist. Sicher, man sollte keine Innovationen erwarten, aber ganz ehrlich, dafür war die Duke-Reihe noch nie bekannt. Dafür hat das Spiel, was schon 1996 in Duke Nukem 3D viel Spaß gemacht hat: lauter coole Sprüche, skurrile Aliens, Babes, Wummen und Humor. 

Letzteres ist es auch, was Duke Nukem schon immer ausgemacht hat. Rein spielmeschanisch war schon der alte Duke von vor 20 Jahren "nur" ein solider Shooter. Allerdings ist das ganze so übertrieben und witzig verpackt, dass einem regelmäßig Lachanfälle begleiten. So zitiert auch Duke Nukem Foever regelmäßig Klassiker wie Doom und diverse Actionfilmklischees. Natürlich der typische Duke-Humor ist sexistisch und tumb-dümmlich. Das passt aber auch irgendwie zu einer Actionfilmparodie. Mehr ist und war Duke Nukem ja auch noch nie. 

Dabei gibt es aber auch so einige wirklich denkwürdige Momente, wenn der Duke etwa geschrumpft wird und sich durch eine Restaurantküche kämpfen muss, dabei über Hamburger springt und sich mit ebenfalls geschrumpften Gegnern in Lebensmittellager beharkt und ihm dabei Senf und Majonaise ins Gesicht spritzen. Oder man geschrumpft in einem Spielzeugauto durch ein Kasino jagt. 

Im übrigen sind die Schrumpfabschnitte mit die besten Einlagen des gesamten Spiels, weil sich hier die Entwickler wirklich viel mühe gaben die Skurrilitäten im Sekundentakt aneinander zu rehen. Ein großer Spaß. Zumal, wenn der Duke dann noch mit Heliumstimme das Geschehen kommentiert.

Auch lebt das Spiel von seinen zahlreichen Insidergags. So findet man im Bau der Alienkönigin die Leiche von Isaak Clarke aus "Dead Space", die der Duke kommentiert mit "Das ist aber ein wirklich toter Space-Marine" - eine Anspielung auf Doom. Oder der Satz "Sie benötigen eine Codekarte, um die Tür zu öffenen!" und der Duke antwortet "Ich brauch doch keine scheiß Codekarte!" Eine Anspielung auf Duke Nukem 3D. Oder man bietet dem Duke zu Beginn eine grüne Marinerüstung an. Vom Duke kommentiert mit "Powerarmor ist was für Weicheier!" Gemeint ist auch hier die grüne Marine-Rüstung aus Doom. 

Insgesamt hatte ich sehr viel Spaß mit dem Duke, aber auch so einige Frustmomente. Denn oft griffen die Leveldesigner zu sehr billigen tricks das Spiel künstlich schwerer zu machen indem man etwa viele, schwere Gegner in einen Raum stellt oder einen in den Rücken spawnt. Oder man Bosskämpfe künstlich in die Länge zieht indemman neben den ohnehin großen Monstern noch zig Gegner gleichzeitig auftauchen lässt. Das ist besonders billig, weil die Levels ohnehin extrem schlaurich sind und es an vielen Stellen erst weiter geht, wenn alle alle Gegner platt gemacht wurden.
Das Spiel gehört mit knapp 6 Stunden Spielzeit ohnehin nicht zu den längsten seiner Art, was wohl auch den Entwicklern klar war, die dann mit derartigen Griffen in die Mottenkiste versuchten das Spiel zu verlängern. Nicht die feine, englische Art. Davon abgesehen gibt es gelegentliche Aussetzer bei den Animationen, was sich besonders bei den wenigen Zwischensequenzen (die irgendetwas wie eine Story darstellen sollen) wo oft Gesichtsanimationen aussetzen oder die Köpfe der Teilnehmer sich auch gerne mal in die völlig falsche Richtung bewegen.

Und apropos Story: Duke Nukem hatte noch nie eine relevante Story außer "Aliens kidnappen Dukes Babes". Von daher empfand ich es sogar eher als störend, dass mit Ingame-Zwischensequenzen die Geschwindigkeit des Spiels immer wieder künstlich ausgebremst wird. Zumal in den Sequenzen selbst meist nichts relevantes passiert außer, dass irgendein hohen Tier von der Regierung den Duke bittet die Welt zu retten. Das Ganze wirkt oft sehr aufgesetzt und hätte wahrscheinlich auch erstazulos gestrichen werden können, ohne dass es ernsthaft aufgefallen wäre. Das beste Beispiel ist eine Sequenz in der Mitte des Spiels als der Duke nach einem Bosskampf ohnmächtig wird und von seinen Abteuern im Stripclub träumt. Dort kann man neben sehr viel Unsinn nicht viel Relevantes machen. Tatsächlich ist die Sequenz nur dafür da um die Egopunke, die als Lebensenergie fungieren, durch Minispiele zu steigern. 

Wie schon in früheren Tagen ist das fabrizieren von Unsinn ein wesentlicher Teil des Spiels. Passend dazu auch, dass man für so ziemlich jeden Schwachsinn, den man im Spiel machen kann, dann auch ein passendes Steam-Achivement gibt. Etwa Kacke aus dem Klo klauen und Aliens mit Pokalen bewerfen.

Insgesamt ist Duke Nukem Foever ein sehr witziger Funshooter, der den Geist der Shooter der 90er Jahre mit sich bringt. Old School, durch und durch. Und ja, man muss den Humor mögen. Ein echtes "Männerspiel", dass ich als Frau dennoch sehr unterhaltsam fand. Trotz oder gerade wegen den herrlich doofen Proll-Humors. 

8/10 Schrumpfkanonen