Half-Life²



Gordon Freeman ist zurück! Der fiese G-Man schickt ihn nach dem Debakel in Black Mesa in die City 17, um ja ... was zu tun? Headcraps zu schlagen, Physikrätsel zu lösen und einigen ganz besonders flachen Gags zu lauschen!

Im ernst: Ich habe mich damals soooooooo auf "Half-Life²" gefreut und war soooooooo dermaßen enttäuscht. Zum einen, weil die Handlung nur noch ganz seicht etwas mit Black Mesa zutun hat und zum anderen, weil man die beklemmende Atmosphäre des Vorgängers gegen eine Pseudo-freie-Spielwelt mit allerhand Ideen, aber ohne rechtes Konzept, eintauschte.


Für mich ist das erste "Half-Life" bis heute ein unschlagbarer Klassiker an den die Fortsetzung nicht anknüpfen kann. Tatsächlich überrascht mich das wenig. "Half-Life²" hatte eine kurios lange Entwicklungszeit und scheinbar so viele Settingwechsel hinter sich, da braucht es sich vor einem gewissen Duke Nukem nicht verstecken. Tatsächlich scheint man bei Valve so viel Zeit und Energie in die Source-Engine und das Steam-Portal investiert zu haben, dass man schlicht vergaß ein Spiel zu entwickeln.


Und tatsächlich, fast 10 Jahre nach dem Release bewahrheitet sich, was einige Anno 2004 nur geahnt haben. "Half-Life²" war im Grunde nur der Aufhänger für eine der mittlerweile größten Online-Verkaufsplattformen: Steam! Und das Geschäft mit Steam rechnet sich für Valve mittlerweile besser als so manche Spielentwicklung. Alle paar Jahre wird der Goldesel "Half-Life" mit sinnfreien Add-Ons gemolken, um auch ja im Gespräch zu bleiben.

Von der eigentlichen Essenz, die "Half-Life" einst groß gemacht hat ist bei der Geschäftspraxis natürlich kaum was geblieben. Statt einen würdigen Nachfolger zu entwickeln verlegte man sich lieber darauf mit Physikrätseln die ach so tolle Havok-Engine vorzuführen, Grafikeffekte glänzen zu lassen und ach so lustige Headcrab-Gags loszulassen, die so witzig sind wie ein abgestandenes Glas Bier.


Schon nach knapp der Hälfte des Spiels hat es mich gar nicht mehr interessiert warum Gordon da in der Stadt rumrennt, auf böse Soldaten und noch bösere Monster schießt. Zumal das Spiel ein Ende verpasst bekommen hat, dass es mit der Klasse des Vorgängers nicht im Geringsten aufnehmen kann. Der G-Man hat sich eindeutig unter Wert verkauft!


Zwar wurde versucht über den bösen Stadtdiktator Beklemmung zu erzeugen, aber mir persönlich ging all das nach kurzer Zeit am Allerwertesten vorbei, weil man auf immer die gleichen Soldaten in den immer gleichen Ruinen und Kanälen schießt und sich das immer gleiche pseudokryptische Wissenschaftsgelaber anhören muss. Anders als in Teil 1 auch noch völlig ohne Ironie! Das hat "Half-Life²" für mich auch das Genick gebrochen: Das Spiel nimmt sich einfach so scheiße-ernst! Der Vorgänger war düster, aber dennoch zwinkerten die Entwickler einen ständig zu. Hier versuchte man offenbar so politisch korrekt und dermaßen "seriöser Entwickler" zu sein ... es macht einfach keinen Spaß! Der einzige Höhepunkt ist da der irre Priester, der seinen Stadtteil mit allerhand Fallen ausgestattet hat. Immerhin darf man dort dann auch mit Sägeblättern auf Zombies feuern und so mein allgemeines Horror-Splatter-Herz erfreuen


Der Rest ist aber von bedrohlicher, spielerischer wie atmosphärischer Tristesse.

Ich weiß nicht woran es lag, aber 2004 kamen viele vielversprechende Shootergrößen raus, die dann einfach nur Müll waren! Half-Life², Far Cry, DooM³ - Liegt es an mir oder warum haben sich damals sämtliche Entwickler entschlossen gute Ideen in den Sand zu setzen und stattdessen seelenlose Grafikdemos zu produzieren???

Argh, das jüngere Actiongenre ist ein Ärgernis, wenn man mich fragt. Ist ja nicht so, dass es in den folgenden Jahren unbedingt besser wurde.

Daher ist "Half-Life²" für mich eine dieser Fortsetzungen die die Welt nicht braucht.

4/10 Headcrab