Im kleinen Dorf Blackmoor geht kurz vor der
Jahrhundertwende der Tod um. Als der Bruder des Broadwayschauspielers
Larwence Talbart (Benicio Del Toro)
schrecklich entstellt in einem Straßengraben gefunden wird begibt sich dieser
auf die Suche nach dem Mörder und gerät selbst in die Fänge des Mörders.
„The Wolfman“ ist das Spielfilmremake des gleichnamigen
Kurzfilms von 1941 und belebt den klassischen Werwolfmythos auf wunderbar
altmodische, spannende und ebenso bluttriefende Weise wieder.
Der Film ist dabei ein absolut klassischer Horrorfilm, der
auf eine Modernisierung des Stoffes verzichtet und diesen wahrlich wohltuend
althergebracht erzählt. Eine gute Entscheidung, ganz besonders in einem Genre
in dem vorgeschobene „Innovationen“
in den letzten Jahren durch Torture-Porn-Filme wie „SAW“ oder „Hostel“ immer
mit der bedenklichen Aushebellung von ethnisch-moralischen Hemmschwellen einher
gingen. Dabei ist „The Wolfman“ allerdings alles andere als blutleer, denn die Gewaltdarstellung
ist wahrlich nicht für zarte Gemüter, weshalb die von der FSK verhängte „ab
16“-Freigabe sich meinem Verständnis entzieht: abgetrennte Gliedmaßen,
herausquellendes Gedärm, bei lebendigem Leib gefressene Menschen, ganz zu
schweigen von einer Szene in der Werwolf Larwence einem Psychiatriewächter mit
den Zähnen die Leber herausreißt. Trotz der Heftigkeit der Gewaltdarstellung
wirkt diese jedoch nie überflüssig oder unangebracht. Denn anders als viele
Genrefilme der letzten Jahre reiht „The Wolfman“ nicht einfach nur sinnlose
Splatter- und Goreszenen aneinander, sondern fordert auch den Kopf des
Zuschauers. So klassisch die Geschichte des Films auch sein mag, so ist sie
auch mit allerhand Elementen des modernen Psychothrillers versehen, die den
Film inhaltlich wie emotional auf eine wesentlich höhere Ebene hievt als die
heutzutage leider so beliebten Vertreter des Torture-Porn.
Viel dazu beitragen tut das grandiose Productiondesign und
wunderschöne, düstere Bilder wie man sie sonst nur aus Tim-Burton-Streifen
kennt – mit dem Unterschied, dass es hier wesentlich ernster zugeht. Und
apropos Burton: Dessen Stammkomponist Danny Elfman liefert einen stimmigen und
sehr düsteren Score zum Film ab.
Ebenfalls ins Auge sticht der hochkarätige Cast: Benicio
Del Toro, Anthony Hopkins und Hugo Weaving spielen grandios. Einzig etwas blass
erscheint da Emily Blunt, doch das tut der grandiosen Atmosphäre des Films
keinen Abbruch. Besonders die drei großen Hauptantagonisten (Del Toro/ Hopkins/
Weaving) sorgen nicht nur für fesselnde Darstellungen, sondern sind auch die
treibende Kraft hinter „The Wolfman“. Denn nach schier ewiger Durststrecke ist
das endlich mal wieder ein Horrorfilm, der weniger vom Schrecken als von seinen
Charakteren lebt. Großartig!
Somit ist „The Wolfman“ ein wunderbar altmodischer und
zugleich auch hochintelligenter Thriller vor der nebligen Kullise des
scheidenden 19. Jahrhunderts. Superb!
10/10 Verwandlungen