"Weltenträumer" von Sergej Lunianenko



Nachdem ich den Vorgänger "Weltengänger" ausgelesen hatte musste ich natürlich sofort wissen, wie die Geschichte um Kirill und die Machenschaften der Funktionale weitergeht.
Also wurde am Erscheinungstag sofort der Buchladen gestürmt und "Weltenträumer" in Gewahrsam genommen.

Das Ergebnis ist allerdings bedrückend ernüchternd, denn "Weltenträumer" liefert mehr Fragen als Antworten.


Auf der Flucht vor den Funktionalen reißt Kirill quer durch die Dimensionen. Er will sich mit den theokratischen Fanatikern der Welt Feste zusammenschließen, um die Funktionale zu bekämpfen. Daraus wird allerdings nichts, denn Kirills Funktionalsfähigkeiten treten nur bedingt auf und so landet er durch ein selbst beschworenes Portal schließlich eher unfreiwillig in der zerstörten Heimat der Funktionale. Dort muss er sich dem Kurator entgegen stellen, um die Freiheit über seinen eigenen Willen wiederzuerlangen. Auf seiner Reise begegnet Kirill wieder allerhand liebenswerten Charakteren wie etwa dem Eisenmann – einem übergroßen Roboter mit oberlehrerhaften Zügen. 

Doch scheint die Reise des Helden zum Schluss ins Leere zu verlaufen. Welche Rollen Kirill und sein zwielichtiger Freund Kotja in der ganzen Geschichte spielen bleibt ebenso im Dunklen wie der Grund für die ganze Rumhetzerei. Warum sind die Funktionale, denn nun so böse? Weil sie den Menschen ihren Willen aufdrücken? Weil sie Soldaten und Sklaven der Mächtigen sind? Genauso gibt es Szenen die im Gesamtkontext plötzlich sinnlos wirken. Auf Erde-1 betritt Kirill zusammen mit dem Eisenmann das Museum der Funktionale und kämpft dort gegen Kurator. Welchen Zweck das Ganze verfolgt bleibt relativ unklar.
So stapeln sich die Fragen fast 500 Seiten lang bis ins unendliche. Antworten gibt Lukianenko dagegen kaum. 

Natürlich ist "Weltenträumer" kein schlechtes Buch, denn neben dem gewohnt tollen, ironischen Schreibstil gibt es allerhand interessante Überlegungen über die Entwicklung der Menschheit und ihrem Streben nach Unabhängigkeit. Hinzu kommen einige wirklich geniale Actionsequenzen wie den Angriff der Jetpack-Soldaten auf den Vatikan. Der Traum eines jeden Actionfilm-Regisseurs!
Hinzu kommt, dass das Buch wesentlich ernster ist als "Weltengänger" und es demzufolge viel weniger Lacher gibt. Die humoristischen Sequenzen die übrig bleiben treffen dafür genau ins Schwarze. 

Dennoch bleibt das größte Problem von "Weltenträumer", dass es den Leser so wenig aufklärt und man sich zum Schluss an jede noch so kleine Information klammert, wie ein ertrinkender an den Rettungsring. Hinzu kommt ein Ende, dass den Leser sprichwörtlich im Regen stehen lässt. 

Aufgrund der vielen Verwirrung macht sich im mir wehmütige Enttäuschung breit, vor allem, da Teil 1 so ein meisterhaftes Stück Sci-Fi-Fantasy-Literatur war. Da bleibt nur noch zu hoffen, dass Lukianenko die Drohung aus seinem Blog wahr macht und tatsächlich einen 3. Teil schreibt, denn so offen und "unfertig" wie das Buch ist kann man es unmöglich als krönenden Abschluss gelten lassen.

So bleibt ein durchaus unterhaltsames Buch, dessen Sinn sich mir jedoch irgendwie entzieht.

6,5/10 verwirrte Helden