Da
der Erde die Rohstoffe ausgehen betreibt die Menschheit auf dem Planeten
Pandora einen radikalen Raubzug nach Erzen. Zu dumm nur, dass den dort
ansässigen Ureinwohner namens Na’Vi das überhaupt nicht gefällt. Als die
Menschen dann auch noch deren Dorf mit Hilfe von sogenannten Avataren (u.a.
Sam Warrington und Sigourney Weaver) infiltrieren und anschließend dem Erdboden
gleichmachen wollen ist Schluss mit lustig.
Über 10 Jahre sind vergangen seitdem James Cameron
(„Aliens – Die Rückkehr“, „Terminator“, „The Abyss“) mit seinem umstrittenen
Liebesepos „Titanic“ das letzte Mal die Kinos eroberte. Mit „Avatar“ ist ihm
ein wegweisendes Comeback gelungen – auf inhaltlicher wie technischer Ebene.
Denn der Film erzählt nicht nur die vor allem in Amerika berühmte
Pocahontas-Sage auf neue, sehr phantasievolle Art, sondern setzt auch technisch
Akzente. Denn „Avatar“ ist der Beginn der 3D-Ära für die breite Masse. War die
3D-Technologie sonst auf wenige, spezielle Kinos beschränkt (z.b. IMAX) so hat
„Avatar“ die Technik erstmals auch für den Mainstream attraktiv – und was noch
viel wichtiger ist – finanziell lohnenswert gemacht. Und wer den Film in 3D
gesehen hat weiß, dass eine neue Art des Kinoerlebnisses in den Startlöchern
steht. Bei all der revolutionären Technik vergisst man gern mal zu schnell
worum es im eigentlichen Film geht. Und das ist fast noch interessanter als der
technische Meilenstein, welcher der Film de facto ist.
Natürlich, so manchem stieß es schon auf, dass Cameron –
der ja eher für düstere Zukunftsvisionen bekannt ist – hier eine Sci-Fi-Version
der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Pocahontas-Erzählung ablieferte. In
welcher bekannter Maßen der spanische Soldat John Smith sich in die Indianerprinzessin
Pocahontas verliebte. Anders als in der ursprünglichen Sage endet es hier – so
viel sei verraten – für die Spanier äußerst schlecht. So überrascht es nicht,
dass der terranische Marine Jake auch hier einer Na’Vi-Prinzessin erliegt. Wer
die Sage kennt wird daher vom eigentlichen Handlungsverlauf kaum überrascht
sein. Dennoch setzt Cameron das Ganze derart phantasievoll um, dass es Herz und
Seele tief berührt. Gerade das große Augenmerk auf den spirituellen Kern der
Na’Vi macht „Avatar“ zu mehr als einer plumpen Sagenverfilmung im Weltraum.
Hinzu kommen Bilder, die man so wirklich noch nicht im Kino gesehen hat. Von
daher ein riesigen Lob an Peter Jacksons Effektfirma WETA, die für den Film das
Productiondesign übernahm. Man könnte glauben, dass Pandora und Na’Vi
existieren und genau das macht den Film zu etwas ganz besonderem. Hinzu kommt
der wirklich traumhafte Score von James Horner und gute, wenn auch nicht
oscarreife Leistungen aller Darsteller. Und apropos: Für mich als Cameron- und
Alienfan hat es natürlich das Herz erwärmt Sigourney „Ellen Ripley“ Weaver nach
über 20 Jahren wieder in einem Sci-Fi Film von James Cameron zu sehen.
„Avatar“ ist ein Film für Menschen, die noch nicht
verlernt haben zu träumen und sich ohne Umschweife in eine fremde wie
faszinierende Welt entführen lassen können. Da verschmerze ich auch den
manchmal durch die Sagenvorlage bedingte Vorhersehbarkeit der Handlung.
9/10 Na’Vi