Silent Hill 2 - Directors Cut


 
James Sunderland bekommt einen Brief von seiner vor 3 Jahren verstorbenen Frau Mary mit der Aufforderrung ihn in der verlassenen Kleinstadt Silent Hill an ihren "speziellen Ort" zu treffen. Was nach einem bsen Scherz klingt entpuppt sich schon schnell als Beginn einer Reise bei der die Grenzen zwischen Realität und Phantasie zu verwischen drohen ...

"Silent Hill 2" beginnt harmlos. Hauptfigur James läuft die ersten Spielminuten - die schon ewig anmuten können - durch den verlassenen, nebeligen Wald von Silent Hill. In der Stadt angekommen passiert auch dort erst einmal lange Zeit nichts. Von diesem in der Tat sehr langsamen Spannungsbogen zu Beginn sollte sich jedoch niemand abschrecken lassen, denn was dann kommt hätte auch einem David Cronenberg oder Lynch einfallen können. Dabei entpuppt sich "Silent Hill" nicht umsonst einmal mehr als eine der wenigen Survivel-Adventure-Reihen in denen der Teufel sprichwörtlich im Detail steckt. Hier wurde in der Tat nichts dem Zufall überlassen. Von Beginn an gibt es zahlreiche Anspielungen auf das mögliche Ende (und es gibt immerhin 4 davon - drei ernste, die jeweils einer Facette von James Charakter gewidmet sind und ein ganz und gar Unersthaftes. Stichwort: UFO. Fans werden wissen, was gemeint ist.) und psychologische Interpretationmöglichkeiten des Handlung. So entpuppen sich alle menschlichen Figuren irgendwann als je eine Seite von James. Angela, die seine Schuldgefühle und Scham wiederspiegelt, Maria, die als Illusion von Mary seinem Wunschbild seiner eigenen Frau erscheint und Eddie, der als hässliche, menschenverachtende Variante auftaucht. Schwieriger einzuordnen ist dabei das Auftauchen des berüchtigten Pyramid Head. Zwar gibt es Hinweise, dass auch er nur James wirrer Vorstellungskraft entspringt, doch zeugt sein Auftauchen in weiteren Teilen der Reihe für einen tieferen Sinn. So wird in "Silent Hill 2" die Herkunft des Pyramid Head auf das Toluca Gefängnis beschränkt, wo er als grausamer Vollstrecker auftaucht. Allerdings ist gerade im Gefängnisabschnitt am wenigsten klar, ob dieser real existiert oder auch nur James kranken Alpträumen entspringt mit denen er versucht seine eigenen Taten in der Vergangenheit zu kompensieren.
Interpretationsstoff gibt es also reichlich.

"Silent Hill 2" lebt dabei vor allem von seiner tollen Atmosphäre, die trotz der mittlerweile veralteten Graftik einen immer noch die Haare zu Berge stehen lässt. George Lucas sagte einmal, dass 50-60 Prozent eines Films aus Musik besteht. Zwar ist dieser Grundsatz nicht identisch auf das Medium Spiel herunterzurechnen, dennoch beweißt "Silent Hill 2", dass es wenn nötig auch mit 90 Prozent geht. Wie das Spiel Musik und Soundregie zur Atmosphärgewinnung nutzt ist schlichtweg genial. Und das liegt nicht nur am gewohnt psychodelischen und minimalistischen Soundtrack kombiniert aus den berühmten Zwitterklängen, Klaviersolos und der einzigartigen, metallischen Geräuschakustik aus quitschenden Metallteilen. Ganz besonders perfide, wenn man das Spiels nachts und mit Sorround spielt. Da lässt einen jeder noch so kleine Wiederhall zusammenzucken. Insbesondere da man hier zuweilen die Monster über 5 Räume hinweg hören kann. Für ganz besonders angespannte Nerven dürfte da nicht nur bei mir das schon lange vor seinem Erscheinen zu hörende schleifende Geräusch von Pyramid Heads überdimensionalen Schlachtermessers sorgen. Mit anderen Worten: Sounddesign zum Fürchten.

Und was bleibt spielerisch? Zugegeben, auch "Silent Hill 2" krank an den typischen Krankheiten einer Konsolenumsetzung. So läuft das Spiel nicht auf allen Systemen tadellos. Bei manchen Konfigurationen trüben hässliche Soundfreezes (laut Konami wohl verursacht, weil das Spiel mit bestimmten CD-Laufwerken nicht zurecht kommt) oder dem kompletten Einfrieren während der Zwischensequenzen (SH2 mag keine Mehrkernprozessoren) oder auch mal totalabstürtzen. Ich für meinen Teil hatte mit all diesen systembedingten Problemen permanent zu kämpfen. Dennoch handelt es sich um eine gute Konsolenumsetzung. So wurde für die PC-Version Freies Speichern und ein kleines Unterszenario mit Maria hinzugefügt (das jedoch mit dem Hauptszenario um James nicht mithalten kann), hinzu kommen höhere Auflösungen und freie Tastenbelegung. Etwas, dass ja nicht unbedingt üblich ist, wenn Playstation-Titel für PC umgesetzt werden. *sich mit Grauen an so ziemlich jedes CapCom-Spiel erinnert*

Wer mit den Bugs leben kann den erwartet ein unvergessliches Gruseladventure.
 
9/10 Störgeräuschen