Sex Traffic



Als zwei moldavische Schwestern auf einer Auslandsreise von Blauhelmsoldaten an Menschenhändler verscharrert werden beginnt für sie eine erniedrigende Reise quer durch Ost-, Mittel- und Westeuropa. Während Zuhause die Familie versucht den aufenthaltsort ihrer beiden Töchter zu klären - wobei diese bei den Behörden nur auf taube Ohren stoßen - versucht ein Journalist in London, dem belastendes Material über einen der führenden Politiker und Konzernchef eines privaten Sicherheitsunternehmens, dass im Kosovo aktiv ist, zugespielt bekommt auf dem Mädchen zum Verkauf vorbereitet werden - darunter auch die zwei moldavischen Schwestern.

"Sex Traffic" von David Yates ist kein Unterhaltungsfilm wie noch "State of Play", sondern viel eher ein Konfrontationsfilm, der uns genau mit dem konfrontiert, was unsere überhebliche, westliche Gesellschaft nicht hören will. Nähmlich dass WIR zulassen, dass junge Mädchen aus dem ehemaligen Ostblock als Sexsklavinnen an uns europäer verkauft werden - mit Beteiligung oder Billigung unserer Regierungen. Yates verfolgt dabei drei große stränge zum einen den Weg der Mädchen wie sie von einem Schleuser an den nächsten geraten und schließlich im Londoner Rotlichtmilieu landen, wie bei einer Fahrt über das Meer beinahe von den Menschenhändler erschossen und wie Ballast ins Wasser geworfen werden als sich die Küstenwache nährt, wie sie zur Vergnügung mit den Blauhelmen im Kosovo gedacht werden, wie die Schleuser die Imigrantinnen schließlich in England erpressen und so geschickt in die physische wie psychische Sackgasse locken bis es aus dem System der Sexsklaverei schließlich kein Entrinnen mehr gibt. Zum anderen die Wege des Journalisten und des Palarmentariers, der seine Spuren zu verwischen versucht.

"Sex Traffic" ist kein schöner Film, schon gar kein unterhaltender Film. Es ist ein grausiger, abstoßender Film. Abstoßend weil er mit einer schmerzhaften Nähe und Eindringlichkeit zeigt wie heuchlerisch nicht nur unsere eigenen Standpunkte sind, wenn es doch unsere eigenen Soldaten sind, die die Gewalt und das Leid profitabel machen und dafür über Leichen gehen. Hinzu kommen die mental unglaublich brutalen Szenen in denen Fleischbeschau noch das wenigste ist. Und gerade durch seine intensive, mit einer stinknormalen Handkamera aufgenommen Bilder - insbesondere die in der grell-weißen Nachtsicht aufgenommene Überseefahrt - berührt einen das Grauen des Menschenhandels überhaupt erst richtig. Gruselig, bedrückend, erschreckend, den Magen umdrehend - das sind alles Worte mit denen man "Sex Traffic" absolut treffend beschreiben könnte.

David Yates hat hier einen Film geschaffen nach dem man garantiert nicht mehr einschlafen kann. Und dennoch keine reine Orgie an Erniedrigungen, sondern ein schockierendes und zugleich mutiges Plädoyer für die Menschenwürde.

10/10 Schleuserprozessen