State of Play



Die sechsteilige TV-Miniserie handelt vom auftrebenden Parlamentarier Collins (David Morrissey), dessen Leben nach dem Tod seiner Sekräterin nach und nach zusammenbricht. zum einen weil er mit dieser ein Verhältnis hatte und zum anderen, weil ihr Tod offenbar mit einem zeitgleich geschehenen Mord an einem schwarzen Drogendealer in der Londoner East Side zusammenzuhängen scheint. Er sucht Hilfe bei seinem Reporterfrend (John Slimm), der jedoch bald entdecken muss, dass sein Politkumpel, den er im wahlkampf unterstützte mehr Dreck am Stecken hat als er zugeben mag.

Der journalistische Politthriller "State of Play" (im deutschen mit dem unsäglichen Untertitel: "Mord auf Seite Eins!" versehen) war nicht nur eine der erfolgreichsten BBC-Produktionen, sondern stieß für Regiesseur David Yates auch die Tür nach Hollywood und somit zu den Potterfilmen auf.


Daraus entspinnt sich ein spannender und brisanter Politthriller , der bis heute seinesgleichen sucht. Klar sieht man schon hier David Yates' Vorliebe für düstere, realitische Bilder mit interessanten Einstellung und natürlich entsprechend viel Handkameragewackel, dass entgegen etwa den wirren Bildern in Paul Greengrass' "Bourne"-Filmen nie auf die Nerven schlägt.

Das große Hauptaugenmerkt liegt dabei allerdings voll und ganz auf den Charakteren. in den über 330 Minuten der Serie entspinnen sich nicht nur politische, sondern auch soziale Katastrophen. Deshalb ist Yates' Film auch garantiert kein einfacher Stoff, sondern als durchaus anspruchsvoll anzusehen, denn um allen Figuren und Handlungssträngen immer folgen zu können erfordert in der Tat doch reichlich Hirnschmalz. Doch genau das ist es, was die serie in meinen Augen so groß macht. Denn bei so viel politischen Intrigenspiel in der Westminster Abbey lockern die Charaktere auch gern das Geschehen auf. Geradezu genial ist dabei Bill Nighty als grantiger Chefredakteur, der immer einen garstigen Spruch auf den Lippen hat und selbst dann nicht mit der Wimper zuckt, wenn er einem Abgeordneten mehr oder weniger unverholene Drohungen an den Kopf wirft. Nur wenn sein schwuler, bei einem "Schmierblatt" ein- und ausgehender Freier Autor sich in seiner Redaktion breitzumachen versucht taut der Kotzbrocken eher unfreiwillig auf. Und Bill Nighty spielt diesen Kerl so genial, dass ich unumwunden sagen kann: Ich liebe ihn in diesem Film!

Allerdings räumt Yates nicht nur den wichtigen Charakteren diese einprägenden Szenen ein, sondern auch so unwichtigen Statisten wie der Sekräterin des Blattes, die so herrlich zickig und unverschämt neugierig daher kommt, dass es wahrlich eine Freude ist zu sehen wie Bill Nighty, John Slimm und der ganze Rest der Filmredaktion sie permanent zusammenstauchen - und sie dann noch dabei unverschämt grinst. 


Das sind humoristische Einlagen, die das sonst außerordentlich komplizierte und ernst-dramatische Geschehen gezielt auflockern und Yates als fantastischen Regiesseur und James Abott als ebenso phantastischen Drehbuchautoren auszeichnen.

Der Film lebt von seinem großen, emotionalen Aspekt, weshalb es auch nur eine einzige, richtige Actionsequenz gibt, die jedoch auch so schnell geht wie sie kam.


Yates' Stammkomponist Nicholas Hooper sorgt für einen dezenten, passenden Score, ebenso wie dessen Stammeditor Mark Day mit seinen betont harten Schnitten. (die beide ebenfalls an Dave Yates' HP-Verfilmungen mitwirkten)


Kurzum: "State of Play" ist für mich großes Kino in kleinem Format mit enormen, hochspannenden Hirnschmalzfaktor.

(Im US-Remake von 2009 mit Russle Crow wollte man ins große Format wechseln und ist grandios gescheitert.)

10/10 tödlichen Schlagzeilen