"Kassensturz" von Subcommandante Marcos



Wie auf viele andere übt auch auf mich die zapatistische Bewegung und die Figur des Subcommandante Marcos eine gewaltige Faszination aus. Als sich die indigenen Mayas in Mexiko 1994 erstmals unter dem Symbol der Sturmmaske erhoben ahnte noch niemand welch Bedeutung die Zapatistas für die Politik Lateinamerikas noch bekommen sollten.

All das ist jedoch in anderen Büchern nachzulesen. Kassensturz ist ein Interviewband in dem der Sub über sich und die Entwicklung des ELZN und die Bildung und Ausbildung in den zapatistischen Gebieten dreht.


Die Worte des Subs sind dabei so lyrisch und humorvoll wie man es von einem Gurelliero kaum erwarten würde.


Und so ist es kein Wunder, dass er schon lange den Ruf eines modernen Che Guevara weg hat, auch wenn die Ziele der Zapatisten weit weniger diktatorisch sind. Sie wollen nicht die Macht übernehmen, wie etwa einst Che und Fidel in Kuba oder die FARC in Kolumbien, sondern das fortbestehen der Maya und vor allem des Urwaldes sichern. Sind dabei basisdemokratisch organisiert und gegen den natur- und menschenfeindlichen Neoliberalismus.

Wer mehr über die Zapatisten erfahren möchte den empfehle ich jedoch andere Bücher. Kassensturz ist das wonach es klingt. Ein Bestandsaufnahme der zapatistischen Bewegung, teils humorvoll, teils bitter und zynisch, vorgenommen von einer leuchtenden Gestalt wie es sie in Lateinamerika seit Che nicht mehr gab. Die Forderungen des Subs sind utopisch und realistisch zugleich.

"Unsere Worte sind unsere Waffen.", sagte Marcos einmal. Das haben die Zapatistas allen Widrigkeiten zum trotz geschafft und haben so Bildung und medizinische Versorgung in einem der ärmsten Bundesstaaten Mexikos aufbauen können. Im gegenseitigem Respekt und im Respekt ihrer Natur - ganz ohne Staat und Kapital.

Wenn der Zapatismus für mich eines beweißt, dann das Anarchie keine Utopie bleiben muss. Sie ist machbar, Herr Nachbar. Oder um es mit einem zapatistischen Leitspruch zu sagen: "Ya Basta! Eine andere Welt ist möglich."