SAW


  
Zwei Menschen erwachen in einem Raum, angekettet an Eisenrohre, zwischen Ihnen eine Leiche, ein Revolver mit einem Schuss und ein Aufnahmegerät. Einen von Ihnen bleibt die Wahl zu töten und so die eigene Familie zu retten oder selbst zu sterben, dem anderen gar keine.

Anders als die leider viel zu zahlreichen Nachfolger der Abschlussarbeit zweier, neuseeländischer Filmstudenten - denn genau das war "Saw"; gedreht mit einem Minibudget von einer Million mauserte sich der studentische Psychothriller rasch zum Überraschungshit - hat des mörderischen Spieles erster Part viel Spannung, Klasse und oho (!) eine gewisse, psychologische Tiefe.

Der scheinbar simple, kammerspielerische Plot um zwei vermeintliche Opfer mit der Wahl zum Täter zu werden oder zu sterben entfaltet in düsteren, durchgestylten Bildern eine fesselnde und zugleich bedrückende Stimmung in der nie klar ist wer hier eigentlich die Fäden zieht. Der nachdenkliche Clou des Film sind dabei - anders als in den viel zu ekligen Fortsetzungen - nicht die raffinierten Tötungssysteme des Jigsaw-Mörders, sondern der durchaus interessante psychologische Part mit denen der todkranke Killer undankbaren Menschen zurück ins Leben verhelfen will; sie sollen um ihr Leben kämpfen, um Glücklich zu sein eines zu haben. Für manchen mag dies aufgesetzte Moral eines perfiden, durchaus zur Perversion tendierenden Horrorstreifens sein, der selbst 9 Jahre nach dessen Veröffentlichung noch die Gemüter erhitzt - zugegebener Maßen hauptsächlichen wegen der tatsächlich perversen Fortsetzungen, die nichts mehr von dem Grundgedanken des Originals in sich tragen, außer dem Menschen möglichst phantasievoll zu schlachten.

Der Film wird gern mit David Finchers "Se7en" verglichen. Ganz ehrlich; dem Vergleich hält "Saw" nicht im Geringsten stand. Dafür ist das psychologische Modell Finchers zu ausgefeilt präsentiert. Zumal der Vergleich daher rührt, dass James Wan & Co. offensichtlich in Dave Fincher ihr großes Idol hatten. Das merkt man dem Film von vorne bis hinten an. Wurden sogar spezifische Motive aus "Se7en" aber auch "The Game" eingebaut. Etwa die lachende Clownpuppe. Von daher ist "Saw" zuweilen auch mehr Hommage an einen großen Krimimeister gewesen, wenn auch hier wahrlich nicht so subtil vorgegangen wird, wie beim Vorbild. Das beginnt beim Gewaltgrad, der hier zwar noch nicht so ekelerregend hoch ist wie in späteren Filmen, aber es wird auch ganz unverfroren drauf gehalten, wenn sich einer der angeketteten den eigenen Fuß absägt.

Was bleibt ist ein sehr spannender Thriller, der das Rad nicht neu erfindet, aber durchaus sehenswert ist.

  8/10 Sägen