"Ritus" von Markus Heitz



Im Frankreich des 18. Jahrhunderts treibt eine finstere Bestie ihr unwesen deren Blutdurst scheinbar keine Grenzen kennt.
Paralell dazu versucht Eric von Kasstel auf einer mörderischen Jagd rund um den Globus die letzten Werwölfe auszulöschen.

Nun habe ich es einmal mit dem hochgelobten Emporkömmling der deutschen Dark Fantasy versucht und ich muss sagen ich verstehe den Hype um Markus Heitz nicht.

"Ritus" ist eines der krudesten Möchtegern-Underworlds die man sich wohl antun kann. Die Idee klingt zwar interessant, doch anstatt einen spannenden Gruselthriller a la "Pakt der Wölfe" abzuliefern beschränkt sich Heitz darauf größere Vorbilder ohne jeden Respekt zu kopieren und Pseudo-Coolness zu imitieren.

Meiner Meinung nach will Heitz einfach zu viel. Underworld, gepaart mit Quentin Tarantino und dem schwachen Versuch an manchen Stellen den oben genannten Kultfilm von Christoph Gens ansatzweise einzubringen. Nichts von alldem gelingt Heitz. Für Underworld ist die Coolness zu konstruiert. Für den Trash eines Tarantino zu wenig selbstironisch und für einen "Pakt der Wölfe" zu unatmosphärisch.


Stattdessen reiht Heitz sinnlose Splatter- und Sexszenen aneinander die bereits nach dem ersten Drittel des Buches nur noch peinlich und aufgesetzt wirken.
Und die Handlung? Mal ganz davon abgesehen davon, dass die so spannend inszeniert ist wie Kochen mit Alfred Biolek und ansonsten auch nicht gerade an Tiefpunkten spart stört mich vor allem die Feinseligkeit des Buches. Ich habe selten zuvor ein Buch gelesen aus dem rassistische Ideale und sadomasoschistisches Gedöns so penetrant herausquollen wie hier. Die Hauptfiguren Eric und Jean metzeln sich wie wütende Berserker durch die Reihen der Werwölfe und lehnen jedes Angot auf Versöhnung mit der Penetranz von religiösen Fanatikern ab. Für den Leser heißt das, dass er nur am voyeristischen Gemetzel und Sexorgien teilhat. Absolut hohl!

"Ritus" wirkt wie einer dieser schlechten Sommerblockbuster mit viel baller-baller, aber ohne wirklichen Inhalt. Dagegen scheinen selbst Filme von Micheal Bay geradezu tiefschürend.

Wenn schon sinnlosen Trash dann bitte richtig. Aber nicht so!

Ehrlich, ich fühle mich um mein Geld betrogen, weil ich zwar die 500 Seiten durchgehalten habe, aber mich dann doch die ganze Zeit fragte, ob's das nun wirklich gewesen sein soll, denn im steten Kapitelwechsel lese ich von Eric, der sich durch die Weltgeschichte schießt und poppt, anschließend von seinem Vorfahren, der sich ebenfalls durch die Weltgeschichte schießt und poppt - wobei Letzerer wenigstens noch einen Hauch von Charakterzeichnung spendiert bekommen hat. Und dass ganze 500 Seiten lang. Autsch!

Da gibt es ja FanFictions die besser unterhalten! Und die sind wenigstens kostenlos.

"Ritus" ist eine Gurke unterster Kajüte! Großen Bogen darum machen.

1/10 Werwölfen (aber auch nur, weil ich keine Nullen vergebe)