Outcast



1999 erschien eines der wohl ehrgeizigsten Computerspielprojekte aller Zeiten. "Outcast" war nicht nur eines der ersten Action-Adventures mit Rollenspielelementen, sondern versuchte eine völlig eigene Welt zu kreieren und zu simulieren.




Im Spiel schlüpft man in die Haut von Cutter Slade, einem ehemaligen Marine, der von der Regierung zu einer Rettungsmission hinzugezogen wird. Das zu rettende Objekt: Die Erde! Bei einem Experiment, bei welchen es Forschern gelang eine Sonde in eine andere Dimension zu schicken, wurde diese von den Ureinwohnern beschädigt und riss ein gewaltiges Loch ins Raum-Zeit-Kontinuum. Der Plan ist Slade und drei weitere Forscher via Dimensionsmaschine in die Zeit vor der Beschädigung zu schicken, um zu verhindern, dass die Sonde zerstört wird.

Sci-Fi-Fans werden sicher schon schlimmes ahnen! Und so kommt es, wie es kommen muss: Slade und die anderen Forscher landen an völlig anderen Orten zu völlig anderen Zeiten. 

Zu beginn erwacht Slade in einem Dorf der Ureinwohner, die ihm sogleich erklären er sei der "Ulukai"; ein auserwählter Messias, der das Volk der Welt Adelpha aus den Fängen des Tyrannen Fae'Rhan befreien werde. Das ist dem Ex-Marine dann zunächst doch etwas viel auf einmal. Nicht zuletzt, weil die Adelphaner seine Ausrüstung wie einen Rosenkranz anbeten.
Und so beginnt für Slade eine abenteuerliche Hatz durch die 5 Gebiete von Adelpha, die je durch Dimensionstore verbunden sind. Roland Emmerichs "StarGate" lässt herzlich grüßen! 

In diesen Gebieten muss Slade das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen, indem er Aufgaben für die Dorfältesten und Rebellen erledigt und schließlich eine Revolte gegen Fae'Rhan anzettelt. Der Tyrann schläft jedoch nicht und lässt seine Soldaten überall Jagd auf den Ulukai machen.

Während Slade widerwillig seiner Funktion als Messias nachkommt trifft er schließlich eine Überlebende des Forschungstrupps; seine Exfreundin Marian. Was folgt sind nicht nur herzallerliebste Wortgefechte, sondern eine gefährliche Suche nach den restlichen Wissenschaftlern, an deren Ende man sich auf einige bitterböse Überraschungen gefasst machen sollte.

Die Stärken von "Outcast" liegen jedoch nicht nur in der interessanten und spannenden Hintergrundgeschichte, sondern hauptsächlich in der Welt Adelpha. Je nach dem wie man sich verhält reagieren auch die Bewohner. Zudem besitzen die Adelphaner einen eigenen Tagesablauf, der die gesamte Spielwelt lebendig macht. Doch Adelpha ist keine normale Spielwelt, sondern eine der wenigen Beispiele davon, wie toll und liebevoll ein Universum im besten Fall designt werden sollte. Jedes Detail wurde dabei hervorragend ausgearbeitet, weshalb man Adelpha richtig spüren, ja, geradezu real fühlen kann! In Gesprächen mit den Bewohnern erfährt man z.b. viele Details über das Leben der Adelphaner, die für die Geschichte an sich unnütz sind, dem Univerum aber ein absolutes Echtheitsgefühl geben. Weshalb "Outcast" eines der wenigen Spiele ist in deren Welt man bedingungslos eintauchen kann und es dem Spiel einfach glaubt, dass diese Welt auf dem Bildschirm wirklich existiert! Und um bei all den merkwürdigen Begrifflichkeiten der Adelphaner nicht unweigerlich den Faden zu verlieren gibt es noch einen spielinternen Glossar. Genial!

"Outcast" war zudem eines der letzten Spiele, dass per Voxeltechnik produziert wurde (die ursprünglich aus der Medizin stammt und dort zum Erkennen von Geschwülsten verwendet wurde) und diese optimal ausnutzt. So bieten sich einem wunderschöne Landschaften und Effekte, die sich noch heute sehen lassen können. Kombiniert mit dem atemberaubenden Soundtrack - eingespielt durch das Moskauer Symphonieorchester - und den hervorragenden Sprechern ist "Outcast" noch heute ein Spiel, dass seinesgleichen sucht!

Einzig die etwas umständliche Steuerung trübt das Bild, doch das verschmerze ich und begebe mich immer wieder gern auf Abenteuer nach Adelpha.

10/10 Twon'Has


Leider blieb dem hervorragenden Programm sein Erfolg verwehrt. 2001 wurde der offizielle Nachfolger "Outcast 2" vom damaligen, angeschlagenen Publisher Infogrames (heute Atari) nach wenigen Monaten eingestellt. Die einzige Hoffnung auf einen weiteren Ausflug nach Adelpha bleibt somit das Fanprojekt "Open Outcast", das ein inoffizieller Nachfolger werden soll, der mit der Crysis-Engine umgesetzt wird.

Den Soundtrack gibt es legal und kostenlos zum Download auf www.gameradio.de - ein Fest für die Ohren! Unbedingt reinhören!