Harry Potter und der Halbblutprinz






Es sind finstere Tage für die Gemeinschaft der Zauberer: Lord Voldemort und seine Todesser beginnen ihren offenen Terror gegen alle, die sich ihnen in den Weg stellen. Menschen verschwinden spurlos oder werden verfolgt.
In diesen Zeiten der Angst muss Harry zusammen mit seinem Mentor Albus Dumbledore einen Weg finden einen Schwachpunkt in Voldemorts unsterblicher Existenz auszumachen.


Doch es gibt währenddessen immer wieder Mordanschläge auf einzelne Schüler, die offenbar jemand völlig anderen treffen sollte. Und so geraten Harry und Dumbledore in das Visier des Attentäters, der offenbar vor nichts zurückschreckt.

Überraschungen scheinen eine Eigenart von Regisseur David Yates („Harry Potter und der Orden des Phönix“, „State of Play“) zu sein, denn bei ihm weiß man vorher nie so recht, was man letztendlich bekommt. Und so strotzt auch „Harry Potter und der Halbblutprinz“ nur so vor Überraschungsmomenten – und das im absolut positiven Sinne!


Zunächst sei erwähnt, dass Drehbuchautor Michael Goldenberg von Steve Kloves ersetzt wurde, der bereits für die Skripts der ersten vier Potterverfilmungen verantwortlich war und sich insbesondere beim „Feuerkelch“ nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hat. 

Entsprechend gespannt waren die Fans auch inwieweit der Film dem Herz der Vorlage treu bleiben würde. Denn unter vielen Potterianern saß das „Feuerkelch“-Trauma (obwohl der Film nun schon etwa vier Jahre auf dem Buckel hat) noch zu tief, um es Kloves einfach so zu vergeben, was er damals mit der Vorlage angestellt hatte. Sprich; Kloves musste sich nach seiner selbst auferlegten Pause im „Phönix“ erst einmal die Zuneigung vieler Fans mit diesem Film wieder von Grund auf erkämpfen.


Inwieweit das gelungen ist darüber kann man – wie so häufig – natürlich streiten, doch für mich hat sich Kloves mit diesem Film wieder beinah vollständig Rehabilitiert, denn er übertrifft hier beinah sein sehr hohes Niveau aus dem „Gefangenen von Askaban“. 


Regisseur David Yates verpackt Kloves gelungenes Drehbuch einmal mehr in seine charakteristischen realistisch-dreckigen, aber auf mystische Weise epischen Bilder.  Die Kamera stammt hierbei dieses Mal von Bruno Dabonel („Die geheimnisvolle Welt der Amelié“), der einfach nur wundervoll stimmige, düstere Bilder einfängt, die das Potterverse so wiedergeben wie ich es mir immer vorgestellt habe. 


Bei all meiner Schwärmerei für Yates’ düstere Adaptionen des Universums darf jedoch nicht vergessen werden zu erwähnen, dass er es auch dieses Mal schafft das Ganze mit so subtilen Detailreichtum (mehrmals ansehen lohnt sich also auch dieses Mal wieder!) und zugleich erfrischend anders zu präsentieren, dass es mir als langjährigen Potterianer förmlich die Freudentränen in die Augen treibt.
Auffällig dabei ist auch dieses mal wieder, dass Yates die Geschichte auf anderen Wegen erzählt als dies noch im Buch der Fall war – und dabei geschickt schon Dinge aus dem finalen Band der Saga vorgreift, um so ganz offensichtlich diesen und jenen Plothole aus der Vorlage auszumerzen. Oder um es mit einem Buchzitat zu sagen: „Don’t worry, Dumbledore, I have a plan!“


Mindestens genau so auffällig sind die zahlreichen, ironischen Insidergags und Anspielungen auf die Saga denn „Der Halbblutprinz“ ist die wohl wichtigste Brücke zum Finale, dem Ort wo alle Fäden zusammenlaufen und ein untrennbares Ganzes ergeben. 


Gerade dieses Motiv des „nach Hause kommens“ zieht sich wesentlich stärker als in der Romanvorlage durch den Film. Die Menschen werden älter, erinnern sich zunehmend an ihre Vergangenheit und enthüllen nach und nach die wahre Bedeutung verstrichener Ereignisse.


Diesem Leitmotiv folgt hierbei nicht nur die Geschichte, sondern auch die Musik von Yates’ Stammkomponist Nicholas Hooper. Dieser erschuf nicht nur den bis jetzt wohl besten und intensivsten Potter-Soundtrack, sondern flechtet in diesen auch gekonnt Themen aus dem „Phönix“ und den Tagen von John Williams ein, wie etwa das „Qudditsch“-Thema aus dem „Gefangenen von Askaban“.
Und gerade wegen dieser Rückblicke ist „Der Halbblutprinz“ kein Film der großen Schlachten, sondern der großen Gefühle. Und damit meine ich nicht nur die herrlichen Zickereien zwischen den hochpubertären Hauptfiguren, sondern auch die Entwicklung der Charaktere. Denn im Film geht es hauptsächlich um den emotionalen Weg ebenjener.

Umso erstaunlicher scheint die Entwicklung der Jungdarsteller. Allen voran Tom Falton verpasst seinem Draco Malfoy bei dem Schritt aus der Ein- in die Mehrdimensionalität wirkliche, greifbare Menschlichkeit.
Erweitert wird der auch dieses mal wieder überragende Cast dabei von Jim Brondabent („Vanity Fair“, „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“) als Horace Slughorn, der diesen wunderbar zwiespältig rüberbringt. Auch zu erwähnen sei Michael Gambons Darstellung des gealterten und langsam dahinsiechenden Dumbledore. Gerade im Finale ist er schlichtweg eine Wucht.

Ebenfalls schlichtweg brillant sind auch dieses Mal wieder die Effekte von ILM und natürlich das Productiondesign von Stuart Craig. Wirklich sensationell war hier vor allem das Set der Horcruxhöhle und Fred und Georges Laden.

Somit reiht sich „Der Halbblutprinz“ zusammen mit dem „Phönix“ auf dem obersten Treppchen ein und macht mich bis zum zerreißen auf Yates’ zweiteilige „Heiligtümer des Todes“-Verfilmung gespannt.

Mr Yates, ich verbeuge mich ehrfürchtig vor Ihnen. Sie sind genial!

10/10 Idioten, die Snape auf die Füße kotzen