Harry Potter und der Feuerkelch



Das 4. Jahr in Hogwarts steht vor der Tür, ebenso wie ein sportliches Großereignis: das Trimagische Turnier, in dem drei ausgewählte Schüler von drei unterschiedlichen Magierschulen (Hogwarts, Durmstrang, Beauxbatons) um den Titel kämpfen. Doch leichter gesagt als getan, denn die Magische Welt ist im Aufruhr. Gerüchte gehen um, dass der Dunkle Lord wieder an Macht gewinnt und seine Anhänger, die Todesser (Achtung! Unglückliche Übersetzung! Richtig müsste es Todesdiener heißen.), fangen wieder an Angst und Schrecken im Namen des Unnennbaren zu verbreiten.

Im Turnier müssen die ausgewählten Schulchampions gefährliche Aufgaben bewältigen, weshalb Minderjährige nicht daran teilnehmen dürfen. Dennoch gelangt während der Auswahl irgendwie Harrys Name in den Feuerkelch, der die Champions bestimmt, und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als an dem Turnier teilzunehmen. Als es jedoch zu den ersten mysteriösen Zwischenfällen kommt wird klar, dass Harrys Auswahl einer teuflischen Methodik folgt, doch wer würde wollen, dass er dieses Turnier nicht überlebt?


Dieses Mal übernahm der Brite Mike Newell ("Vier Hochzeiten und ein Todesfall") das Ruder, da Alfonso Cuarón anstatt des "Feuerkelchs" lieber sein Endzeitmeisterwerk "Children of Men" drehte. 

Ich muss ehrlich sagen, dass bereits das Buch für mich eine ewige Hassliebe darstellte. Da gab es diese wirklich tollen, grandiosen Szenen und an anderer Stelle wäre ich am Liebsten schreiend davongerannt! So geht es mir auch mit dem Film, obwohl Newells Potterverfilmung vor allem an zwei Dingen krankt: dem Unvermögen von Drehbuchautor Steve Kloves den über 700seitigen Roman in ein Spielfilmformat zu bringen (Gerüchten zufolgen soll er das Drehbuch ganze 7 Mal geschrieben haben, wobei einige Versionen die 4-Stunden-Marke sprengten.) und die exzentrisch-bombastische Ader eines Regisseurs, der auf Teufel komm raus einen Fantasy-Actionfilm drehen wollte. 


So setzt Newell den Zuschauer einer wahren Gefühlsachterbahn aus, denn Action, Humor und Dramatik folgen meist so schnell Schlag auf Schlag, dass einem als Zuschauer oft gar keine Zeit bleibt sich emotional auf eine Szene einzustellen, weil sogleich der nächste Streich folgt. Hinzu kommt eine schlecht ausbalancierte Szenengewichtung. Unwichtigem Nebensträngen und dem pubertären Liebesgeplänkel wird mehr Raum gegeben als dem Hauptplot und den entscheidenden Figuren. Das wiederum sorgt dafür, dass die in der Vorlage eigentlich nachvollziehbare Auflösung zu einer Folge "Wünsch dir was!" verkommt. Wer die Bücher nicht kennt wird es hier schwer haben der Handlung zu folgen. 


Ebenfalls verpackt Newell das Potterverse in einen stylischen Edellook, wie man ihn sonst nur aus MTV-Musikvideos kennt. So wirkt der ganze Film viel zu sehr auf optischen Hochglanz poliert und vernachlässigt gleichzeitig den Inhalt der Vorlage. Man hetzt immer unter Strom von einer Szene zur Nächsten, ohne auf den Hintergrund der Geschichte einzugehen. Der "Feuerkelch" wird zum bondartigen Actionthriller. Schnell, laut, aber zuweilen leider ohne Substanz.
Das ändert auch nicht der hervorragende Cast. Neben eher unbekannten Gesichtern wie Clémence Poésy ("Brügge sehen … und sterben?"), Stanislav Ianevski ("Hostel 2"), Robert Pattinson ("Twillight") und Pedja Bjelac ("Warriors – Einsatz in Bosnien") gab es auch wieder allerhand prominenten Darstellerzuwachs wie etwa Miranda Richardson ("Sleepy Hollow"), Brendan Gleeson ("28 Days Later"), David Tennant ("Dr. Who") und Ralph Fiennes ("Schindlers Liste").

Miranda Richardson schlüpft dabei in die Rolle der herrlich nervigen Klatschreporterin Rita Kimmkorn, während Brandon Gleeson den bärbeißigen, leicht irren Alastor Moody mimt. "Dr. Who"-Star David Tennant läuft im Finale als geistesgestörter Doppelgänger zu Höchstform auf und Ralph Fiennes spielt niemand anderen als Lord Voldemort höchstpersönlich. Ah, Ralph Fiennes! Der Mann ist in der Rolle des sadistischen, größenwahnsinnigen Schwarzmagiers eine wahre Offenbarung! Es ist der helle Wahnsinn, denn sobald Fiennes das erste Mal auftritt verblassen alle anderen Darsteller sofort! Schlichtweg genial.
Effekttechnisch macht der "Feuerkelch" alles Richtig. Die toll animierten CGI-Kreaturen gehören zum Besten, was das Genre zur Zeit zu bieten hat. Vor allem der Drache und die Wassermenschen sehen schlichtweg genial aus. Ebenso wie das Set- und Productiondesign von Stuart Craig (Verantwortlich seit der "Kammer des Schreckens" 2002). Einzig die Todesser mit ihren Kuk-Klux-Klan-Zipfelmützen wirken dann doch arg wie eine randalierende Faschingstruppe und sind somit eher unfreiwillig komisch als furcht einflößend. 

Der Soundtrack stammt dieses Mal von Patrick Doyle, da John Williams für "Star Wars – Episode III: Die Rache der Sith" an die Seite von George Lucas zurückkehrte. Doyles Score präsentiert sich dabei, ähnlich wie der Film, viel zu bombastisch. So wird der Zuschauer mit vollem Orchester über 150 Minuten lang zugedröhnt und bekommt kaum Zeit zum Luft holen. Film wie Soundtrack hätten da einwenig mehr Ruhe gut getan. Wirklich cool dagegen sind die Songs von Javis Crocker, der den erfrischenden Hauch von Rock’n Roll nach Hogwarts bringt.
Im Endeffekt ist der "Feuerkelch" unterhaltsames Popcornkino mit einigen Macken. Dafür entschädigt jedoch der hochkarätige Cast.
6/10 Möchtegernweltbeherrschern