Ghost in the Shell (Realverfilmung)


Lange war eine "Ghost in the Shell"-Realverfilmung im Gespräch. Oft verschoben stand die Produktion nie wirklich unter einem guten Stern. Im April 2017 startete der Film schließlich in den Kinos und war ein Zweischneidiges Schwert. Für Fans der Animies ebenso wie für Nichtkenner der Vorlage.


Eines sei vorneweg gesagt, ich halte den Film für nicht so schlecht wie er teilweise von den Hardcore-Fans gemacht wurde. Optisch und atmosphärisch ist der Film einfach nur brilliant umgesetzt. Auch die oft kritisierte Scarlett Johansson in der Rolle des Majors fand ich passend. Den Vorwurf vieler Hollywood betreibe hier "Whitewashing" (also das besetzen von asiatischen Rollen mit weißen Schauspielern) fand ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehbar. Schließlich handelt es sich um eine westliche Produktion in der auch der PR wegen ein paar westliche Schauspieler eingesetzt wurden. 

Für viel problematischer halte ich das Skript. Einige Szenen des Animies wurde 1:1 kopiert und großartig in Szene gesetzt, auf der anderen Seite versucht der Film aber quasi eine Origin-Story des Major zu etablieren. Das wäre vielleicht kein so großes Problem, wenn man den Hauptantagonisten, den berüchtigten Puppetmaster, anders angegangen hätte. Nicht nur verliert der und große Teile des Films seine philosophische Tiefe, sondern wird auch noch auf eine Art und Weise mit dem Major verbunden, die eher Bauchschmerzen bereitet.

Viele Fans hatten schon vor dem release gefürchtet, das Hollywood die Philosophie des Animies irgendwie weichspült. Das Problem an der ganzen Sache ist, das westliche Publikum, dass bei der ganzen Flut an oberflächlichen Actionstreifen gar kein Nachdenken erwartet wird zu viel gefordert, während es dem Fan zu flach wird, weil wichtige Teile des Ghost in the Shell Kosmos entweder ignoriert oder nur nur seicht angeschnitten werden. 

So saß ich auch im Kino wortwörtlich zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite das Mainstreampublikum, dass beim Abspann aufsprang und Film "krank" fand und auf der anderen Seite die Animie-Fans, die sich über die fehlende philosophische Tiefe beschwerten. Das Problem an der ganzen Sache, hätte man den Film wirklich ähnlich philosophisch gestaltet wie den Animie wären vermutlich noch mehr hollywoodverwöhnte Leute völlig irritiert aus dem Film gegangen. Die Zwiespältigkeit, die die Realverfilmung hier offenbart ist also nicht nur eine des Films an sich, sondern auch eine, die ziemlich gut aufzeigt in welche Sackgassen sich das klassische Hollywoodkino in den letzten 10-20 Jahren manövriert hat. Alles was mehr Anspruch hat als sinnbefreites Marvel-Popcorn-Actionkino wird quasi nicht mehr wahrgenommen und wenn mans dann doch mal versucht wird man auch noch von beiden Seiten abgestraft. 

Dabei tut das dem Film wirklich unrecht. "Ghost in the Shell" ist durchaus unterhaltend und schafft es zu fesseln durch die Optik, den Soundtrack und die sehr coole Kameraarbeit. Der Film ist nicht das erhoffte Wunder, aber bei weitem nicht so schlecht wie er von allen Seiten gemacht wird. Deshalb: Gebt "Ghost in the Shell" eine Chance. Er hat es verdient!

7/10 Cyborgs