James Bond - 007: Spectre



Mit manchen Franchises ist es wie verhext: Da hat man eine tolle Filmserie und dann - ohne triftigen Grund - trifft plötzlich kein Schuss mehr ins Schwarze. Und im Fall von "Spectre" ist das leider wörtlich zu nehmen.

Der letzte Bond der Craig-Reihe "Skyfall" war für mich einer der besten Filme des gesamten Franchise und lieferte eine großartige Vorlage zum weitermachen. Was Sam Manders, der immerhin schon vier Bonds inszeniert hat und da beileibe kein unbeschriebenes Blatt ist (zwei davon innerhalb der Craig-Reihe, nämlich "Casino Royale" und "Skyfall"), hat mit Spectre einen der schlechtesten Bondfilme abgeliefert.

Dabei ist der Anfang in Mexiko wirklich klasse und errinert an ältere Zeiten. Stichwort "Voodoo". Die Sean-Connery-Geprägten unter uns werden sich erinnern. Allerdings zieht sich der Film ganz untypisch teilweise wie Kaugummi. Über die Hälfte der Laufzeit verbringt Bond damit irgendwelchen teils völlig nutzlosen Hinweisen hinterher zu jagen, verfolgt von einem italienischen Hühnen auf den dann über Minuten hinweg eingeprügelt wird bevor er dann mal "durch Zufall" stirbt. Auch die Actionszenen haben mich zuweilen richtig gestört. Die kamen für mich nie besonders cool oder stylisch rüber wie in den anderen Filmen, sondern wirkten für mich immer arg konstruiert und aufgesetzt. Für mich war da kein Fluss da. 
Als es dann nach über einer Stunde endlich doch mal vorwärts geht kommt es zu einer Reikernation einer Ikone. Vorsicht Spoiler! Blofeld ist wieder da! Der Urfeind von Jamesbond in zahlreichen der klassischen Bondfilme der 60er und 70er Jahre, dessen Markenzeichen, eine weiße Perserkatze, schon Anlass unzähliger Parodien war. 

Ich hatte mir zwar schon länger mal eine moderne Version dieser Ikone gewünscht, aber doch nicht so! Mal ganz davon abgesehen, dass ich Christoph Waltz als Schauspieler nicht ausstehen kann und den Hype, der seit "Inglorious Basterds" um ihn gemacht wird, nicht ansatzweise nachvollziehen kann (Wehe es sagt jetzt einer "Aber er ist Deutscher und hat nen Oscar gekriegt!" Immer diese Opferrolle!), ist er der schlechteste Blofeld aller Zeiten. Da hätte ich ja noch eher Mike Meyers für die Rolle engagiert. Das liegt zum einen daran, dass der Blofeld, der uns hier präsentiert wird so gar nicht von dem Übergenie aus den Bond-Classics hat, sondern einfach nur ein machthungriger Langweiler mit einer Katze ist, und auf der anderen Seite wird er im Film selbst regelrecht verbraten. Natürlich darf Blofeld nicht sterben. Wir wollen hier ja nicht an die unsägliche Tradition aus dem George-Lezerby-Film erinnern eine Filmikone mit einer Astgabel zu erdrosseln. Dennoch macht es einfach keinen Spaß. Die Bondfilme lebten immer sehr stark von ihren Bösewichtern. Da konnte der Strand noch so sandig, die Action noch so knallig, die Frauen noch so nackt sein - wenn der Gegenspieler kacke war war es oft auch der Film. Das Schlimmste für mich war wohl, dass Blofeld hier nicht nur langweilig ist, sondern immer so tut als sei er Bond überlegen, obwohl er es nicht ist. Und am Ende darf er noch wie ein kleines Kind herumtrotzen. Neeeeeeiiin!!!! 

Da kriegt der Bondfan in mir nicht nur Pickel, sondern gleich die ganze Akne. Ja, vielleicht hab ich heute auch nur meinen "Jetzt schreibt Sie wieder schlechte Kritiken"-Tag, aber eine tolle Serie wie die Craig-Bonds so abzuschließen geht für mich einfach gar nicht. Von allen Bondfilmen hatte mich die neue Machart und die Charaktere am meisten mitgenommen - und jetzt das! 

In der Tat, es ist manchmal wie verhext mit diesen Franchises und selbst gute Regisseure drehen so einen Mist zusammen. Insgesamt kann ich nur sagen, dass "Spectre" einfach nur pure Zeit- (und Geldverschwendung) war. 

Sam Manders, geh in die Ecke und schäm dich. 

4/10 Perserkatzen