World in Conflict (Complete Edition)



Herbst 1989 - Die Sowjetstreitkräfte marschieren, angeführt von dem ideologisch verblendeten Hauptmann Malaschenko, in Westberlin ein und holen zum Befreiungsschlag gegen das "kapitalistische Unterdrückerregime" aus - ob Berlin nun will oder nicht! 
Wenige Wochen später befindet sich Europa in der Hand der UdSSR und die Sowjets beginnen mit der Invasion der USA. Dort versucht die kleine Einheit um Lieutantenant Bannon und Parker mit aller Kraft Seattle zu halten, doch vergebens. Die rote Flut scheint nichts aufhalten zu können. Schließlich entscheidet sich das Pentagon zu einer Verzweiflungstat: Dem Einsatz von Nuklearsprengköpfen auf amerikanischen Boden. Eine Tat, die nicht nur unter den Sowjets Angst und Wut schürt.


Selten hat es ein Spiel geschafft den Dritten Weltkrieg so grausam authentisch zu zeigen. Die Einzelgeschichten, um Bannon, Parker und Malaschenko gehen vor allem wegen ihres Realismuses an die Nieren. Vor allem der Beginn der Complete Edition (die das Hauptspiel "World in Conflict" und das AddOn "Soviet Assault" enthält) ist in seinem Realimus wahrhaft erdrückend: Der Einmarsch in Westberlin. Einer der wohl intensivsten Momente des gesamten Spiels.
Löblich dabei ist, dass die Inszenierung so gut wie ohne Pathos auskommt, sondern den Krieg hauptsächlich auch als persönliche Konflikte zwischen den Hauptfiguren darstellt. Gerade die Geschichte, um den stets überforderten Bannon lässt einen zum Ende hin schlucken.
Einzig schade bei der ganzen Sache ist, dass sehr aprupte Finale, dem hoffentlich irgendwann eine Fortsetzung folgt, denn die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt.

Spielerisch ist "World in Conflict" selbst nach fast 3 Jahren die absolute Referenz im Echtzeit-Taktik-Genre. Das Mission-Design ist sehr abwechslungsreich, auch, wenn es letztendlich immer um das Halten der Front gegen die Sowjets geht. Einen großen Beitrag zu der beeindruckenden Atmosphäre des Spiels leistet hierbei die kinoreife Inszenierung und die photorealistische Grafik. Ungewöhnlich für ein strategiespiel sind hierbei nähmlich die gestochen scharfen Texturen und üppigen Effekte, die ohne Probleme auch aus einen aktuellen Shooter stammen könnten. Und wieder überrascht "World in Conflict" hier durch seine moderaten Hardwareanforderungen. Auf niedrigsten Detailstufe funktioniert das Spiel selbst auf älteren Rechnern tadellos - es sieht evtl. nur nicht mehr so schön aus.

Dennoch lebt das Spiel hauptsächlich von seiner Geschichte. Und die bildet das Beste, was man bisher im Military-Taktik-Sektor erleben durfte. Die Figuren sind keine übermenschlichen Elitekämpfer a la Tom Clancy, sondern menschen mit all ihren Fehlern und Abgründen. Und genau diese Geschichte und die Athenzität mit der dieser Gott sei dank nie wahr gewordene Konflikt erzählt wird machen einen nicht unwesentlichen Teil der Spannung aus. Man will einfach immer wissen, wie es mit den Charakteren weitergeht. In der Complete Edition wechseln die Protagonisten alle paar Missionen zu den sowjetischen Figuren des AddOns, die den Amerikanern des Hauptspiels in nichts nachstehen. Teils empfand ich diese Figuren sogar als sympathischer, wenn auch gewiss ebenso abgründig wie die Charaktere des Hauptspiels.

"World in Conflict" gibt es auch in einer geschnittenen USK16-Version, deren einziger Unterschied zur USK18-Version darin besteht, dass die Atombombe nicht Atombombe, sondern BFB heißt - abgeleitet von der berühmten BFG (Big Fucked Gun) aus "Quake".

10/10 Atombomben