HELL



In der nahen Zukunft hat eine nicht näher definierte Klimakatastrophe Mitteleuropa in ein karges Ödland verwandelt. Eine Gruppe von Überlebenden macht sich in den verwüsteten Alpen auf die Suche nach Wasser und gerät in die Fänge einer Familie von Kannibalen.

Das Szenario mag sicher einige Leute aufstöhnen lassen, klingt es doch nach der eingedeutschten Version von Wes Cravens Horrorklassiker "The Hills Have Eyes". Auch wenn die Vermutung zunächst nahe liegt ist "Hell" alles andere als ein bloßer THHE-Abklatsch. Splatterfans sollten sich nicht zu früh freuen, denn der Film ist lange nicht so brutal wie der Cravenfilm und dessen überflüssige Remakes, was nicht heißen soll, dass es ihm an Schockmomenten mangelt.

Die größte Stärke der deutsch-schweizerischen Produktion ist seine im Vergleich zu den amerikanischen Kollegen wesentlich ruhigere und dadurch wesentlich beängstigendere Inszenierung. Insbesondere die Darstellung der Kannibalen ist wesentlich Angst einflößender. Hier fressen keine fiesen Mutanten Menschen, sondern eine ausgehungerte, tiroler Bauernfamilie, der Ernte und Vieh ausgegangen sind und die Fremde durch ihre Verfügbarkeit von Wasser auf die Schlachtbank lockt. Insbesondere die Hofälteste und Anführerin der Kannibalisten ist durch ihre ruhige, sympathische Art mit der sie schließlich die Protagonistin einlullt extrem beängstigend. Dabei enthüllt sich der Film auch als Film der Starken Frauen, denn während die Männer als Futter herhalten müssen, da sie keine Kinder kriegen können, sind die Frauen hier die Führungsfiguren - im Guten wie im Schlechten.

Ein extrem atmosphärischer Film, der das Thema Kannibalismus beunruhigend realistisch aufgreift und schon allein dadurch Fingernägel-kau-Garantie besitzt.

Absoluter Geheimtipp vom diesjährigen Fantasy Filmfestival, der wahrlich nicht umsonst den Publikumspreis bekam.

10/10 kannibalistischen Bauern