DooM - Die Rückkehr eines Klassikers



Dass ich das noch erleben darf! "DooM", die Mutter aller 3D-Shooter ist nach 17 Jahren vom Index der Liste A der BPjM gestrichen worden! Somit ist das Werbe- und Erwähnungsverbot aufgehoben, dass dem Spiel auferlag (jedoch anders als Medien der Liste B nicht verboten war), d.h. endlich kann ich auch offiziell und nicht nur im Hinterstübschen über das Spiel schreiben, dass mich im Alter von 10 Jahren zusammen mit Blizzards Monsterhatz "Diablo" zu einem leidenschaftlichen und begeisterten Gamer gemacht hat.

Ich spüre die Nostalgie, die große Leidenschaft ... nach 17 Jahren im Dunklen kann ich sie endlich rauslassen. Wer mit "DooM" wegen der Indizierung nicht aufgewachsen ist, der kann dieses Gefühl wohl kaum nachvollziehen!

"DooM" - endlich unzensiert!

Doch bevor ich meiner Euphorie freien Lauf lasse, eine Lektion in Sachen Computerspielgeschichte.


Wir schreiben das Jahr 1994. Die ersten Experimente mit 3D-Grafik in Spielen laufen an, dennoch bleibt das Actiongenre Jump'n Run dominiert. Epic Games - die späteren Schöpfer des Klassikers "Unreal" - verdienen sich ihre ersten Sporen mit dem durchgeknallten Jump'n Run "Jazz Jack Rabbit", in dem ein grüner Weltraumhasen die Hauptrolle übernimmt, der gegen fiese Monsterschildkröten kämpft. Währenddessen entwickelt das damals ebenso kleine Studio Id Software, dass 1989 mit "Commander Keen" einen kaum vorhersehbaren Jump'n Run Klassiker entwickelte, der die Spieler, die noch mit Automaten, C64 und 386er aufwuchsen bis heute Freudentränen in die Augen treibt. Damals sind diese Gamer und Entwickler noch Jungspunde. Computerspiele etwas unschuldiges und lustiges. Die Szene ein sammelsorium kreativer Köpfer und innovativer Leute, die mit dem noch relativ neuen Medium freudig herumexperimentieren. Die komerziallisierte Abgebrühtheit, die eine der mächtigsten High-Tech-Industrien der Welt ausmachen soll ist damals noch Zukunftsmusik.

Doch dann kam John Carmeck von Id Software und zeigte der Welt "DooM".

Was für die einen technische Revolution war war für die anderen Pest und Cholera in einem. Jugendschützer in aller Welt erklärten "DooM" zur personifizierung Luzifers. Auch die deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdente Schriften. Schon allein die Tatsache, dass man in "DooM" aus der brandneuen Ego-Perspektive spielte und menschenähnliche Dämonen am laufenden Band herniedermähte war Grund genug das Spiel zu verbannen.

"DooM" war ein grafischer Meilenstein. Echte 3D-Räume - damals zwar noch mit flachen 2D-Bitmap-Gegnern - mit für damalige verhältnisse unglaublichen Licht- und Schatten-Effekten. Dass das Spiel dabei inhaltlich ein aufgemotztes "Space Invaders" war störte niemanden. Schließlich hatten die "Space Invaders" das Actiongenre in den 80ern erfunden. Da war es nur konsequent das Spielprinzip "Einer gegen Alle" technologisch fortzubilden. Und das tat "DooM".

Als Space-Marine kämpft man sich durch eine monsterverseuchte Mondstation, sucht Schlüssel und betätigt Hebel. Und das alles in einer überwältigenden Auflösung von 320x 300 Pixel mit Handgezeichneten Hintergründen und Figuren. Aus heutiger Sicht wirkt das geradezu niedlich und hatmlos. Da können auch die damals provokanten Blutfontönen und die Kettensäge als Gag-Waffe dran nichts ändern. Apropos Kettensäge: Sie war einer der Hauptgründe für die Indizierung, ist heute der BPjM allerdings nur noch eine USK16 wert.

Zudem war "DooM" eines der ersten Spiel zu denen derEntwickler einen Level-Editor mitlieferte. Bis heute findet man auf einschlägigen Fansites tausende von Karten und Mods für das Ur-DooM. Dass das Spiel 17 Jahre nach Veröffentlichung in der sonst so schnelllebigen Spielebranche noch so viele Fans hat liegt zum einen an dem historischen Wert des Spiels, aber zu großen Teilen auch am Kultfaktor des Id-Shooters.

Für viele mochten Computerspiele durch "DooM" die Unschuld verloren haben, weil es die große Diskussion nach der Gewaltdarstellung bis heute befeuert. Obwohl die Gewaltdarstellung nach heutigen Maßstäben relativ harmlos daherkommt und ein "Call of Duty" oder "Gears of War" wesentlich perfidere Szenen zeigt wird es bei allen wiederkehrenden Diskussionen um "Killerspiele" immer wieder als Kronzeuge des Bösen genannt.

Dass "DooM" jetzt "nur noch" FSK16 sein soll, wo es doch Generationen von armen kindern in die Fänge des Satans getrieben haben soll wird auch an Jugendschützern wohl nicht ganz ungeschoren vorbeigehen.

Die Spieler von damals hingegen reiben sich die Hände. Für sie ist es ein Befreiungsschlag. Das Mundverbot der Indizierung gebrochen. Hat man, wenn man sonst über das Spiel schrieb immer lächerliche Pseudonyme wie "Das Spiel mit der Kettensäge", "D**M" oder - auch ganz berüchtigt - "D." verwenden müssen, um sich nicht strafbar zu machen können wir, die GAmer jetzt endlich wieder über das Spiel reden, was uns so lange am Herzen lag: "DooM" - ganz ohne hässliche Interpunktion und Verschleierungstaktiken.

Die Rückkehr des Klassikers.

Darauf trinke ich!