Dark Shadows



 
Der gut aussehende Sohn einer Familie von Fischereiunternehmern Barnabas Collins (Johnny Depp) wird von einer rachsüchtigen Hexe (Eva Green) in einen Vampir verwandelt. Als wäre das nicht noch strafe genug verbuddelt die ihn auch irgendwo im Wald.

Erst 200 Jahre später, in den frühen 70ern, befreien ihn einige unvorsichtige Bauarbeiter aus seinem irdenen Gefängnis. Reichlich verwirrt und kulturell schockiert macht er sich auf die Suche nach der Hexe, um den Bann, der auf ihm und der Familie Collins liegt zu brechen.

Zugegeben, nach dem für mich schwer enttäuschenden "Alice im Wunderland" hatte ich doch eher geringe Erwartungen, da auch dieser Tim Burton Film unter den Fittischen von Disney entstand - von denen Burton sich ja bereits in den 80ern getrennt hatte, weil die damalige Disneyführung seine Filme zu familienuntauglich fand. Wie sich Zeiten ändern.

Ich habe dem letzten, großen Rebell und Märchenerzähler Hollywoods ernstlich Unrecht getan.

"Dark Shadows" ist schlichtweg großartig und eine tolle Hommage an die Vampirfilme der 30er bis 50er Jahre. Als Vampire noch schwarzromantische Erotik versprühten und noch richtig litten - anstelle sich anzustellen wie der letzte Emo auf Erden. Und in diesem Punkt spielt Johnny Depp Barnabas einfach genial. Der stocksteife, biedere Vampir, der die Herzen der Frauen erobern will indem er ihren Vätern Schafe schenkt und Gedichte rezitiert. Besondern herzlich wird das Ganze natürlich wenn es zum wahren Cultureclash zwischen 1760 und 1972 kommt. So lebt der Film natürlich auch von seinem fabelhaften Hauptdarsteller der mit dem schrulligen Barnabas, der immer da sitzt als habe er ein Brett im Kreuz einmal mehr eine Figur auf die Leinwand bringt, die ähnlich kultverdächtig ist wie einst Depps Captain Jack Sparrow im ersten "Fluch der Karibik".

Darstellerisch ist der Film ohnehin allererste Sahne. Sei es nun Helena Bonham-Carter als durchgeknallte Psychiaterin, Eva Green als kalte, berechnende Hexe oder den tollen Cameos von Mr Dracula Christopher Lee und Alice Cooper als er selbst. Gerade das Duell Johnny Depp vs. Eva Green ist da sehr gelungen und verleiht dem Film das gewisse etwas an schwarzer Erotik. Zugegeben, mir ist es ein Rätsel wie Burton die entsprechende Sexszene bei Disney durchbringen konnte, da sie durchaus ein Maß an sexuellen Reiz mit sich bringt, die die typische Disneyzielgruppe wohl nicht so ganz verstehen könnte.

Obwohl "Dark Shadows" atmosphärisch ein sehr typischer Tim Burton ist - mit düsteren, victorianischen Hallen, großartigen, schrägen Sets und Make-Ups und dem entsprechenden Score von Danny Elfman (wer sonst!) - würde ich ihn jedoch mehr in die Richtung von "Beetlejuice" oder "Corpse Bride" einordnen anstelle von "Sleepey Hallow" oder "Sweeney Todd", da der Film der Zielgruppe entsprechend blutleer ist, was keineswegs bedeuten soll er hätte kein Blut! Zumal der Film voller spritziger Ironie mit dem Genre Vampirfilm umgeht und anders als seine beiden, berühmten victorianischen Gruselklassiker mit weit weniger ernst daher kommt. Das heißt allerdings nicht, dass der Film ein Comedyfilm oder gar Parodie ist. Ganz bestimmt nicht. Er ist wie viele von Burtons Filmen eine Hommage an die alten Horrorgenres, in denen Brutalität nicht so eine große Rolle spielte wie faszinierende Düsternis, finstere Antihelden und märchenhafte Annekdoten. Mit anderen Worten; Schwarzromantiker werden sich sofort pudelwohl fühlen!

Wer Tim Burton und Johnny Depp mag kann hier eigentlich nichts verkehrt machen. Das Dream-Team hat mal wieder zugeschlagen und mir zwei Stunden lang großartige Unterhaltung geboten. 


10/10 altmodischen Vampiren mit Gehstöcken