Contaigon


 
Ein unbekannter Virus breitet sich in China aus und verbreitet sich rasch über die ganze globalisierte Welt. Allerdings nicht nur die Krankheit, sondern auch Angst, Hysterie und Verschwörungstheorien um ein Mitwirken und vor allem Mitverdienen der Pharmakonzerne am Chaos.

Eigentlich konnte ich mit Stephen Soderbergh ("Solaris", "Che") nie sonderlich viel anfangen. Anders mit "Contagion" in dem der Kunstfilm-Querkopf quasi 1:1 die weltweite Schweinegrippe-Hysterie wieder aufleben lässt und zeigt, dass mit Viren und Menschenleben vor allem viel Geld verdient werden kann, wenn ein ganz bestimmter Pharmakonzern die Erettung bringt. Dabei unterstellt der Film vor allem auch der WHO eine gewisse Mittäterschaft durch Impfungen für Prominente und Politiker, Regierungsgeschäfte und Anteile an Pharmaktien. 


Anders als zur Schweinegrippe-Epidemie bleiben hier die Menschen durch die hohe Todlichkeitsrate des Dschungelvirus jedoch weit weniger ruhig als bei der richtigen Epidemie vor zwei Jahren. Ganz wie in Wolfgang Petersens Virus-Klassiker "Outbreak", der sich an die Ebolaausbrüche in Afrika anlehnte und die Theorie unterstützte, dass Ebola hoher Wahrscheinlichkeit nach aus einem US-Labor stammte. So nimmt sich "Contagion" der Theorie um die Verstrickungen der WHO in die Geldmaschinerie der Pharmakonzerne an. 


Inszeniert ist das durchweg spannend und dank des hochkarätigen Casts auch gut gespielt. Gerade Laurence Fishbourne macht als WHO-Virologe sehr viel Spaß. Sehr interessant ist auch die Kameraführung. So besteht das Intro etwa aus Infizierungswegen am zweiten Tag des ausbruchs innerhalb eines Casinos. Konsequenter Weise endet der Film dann auch mit einem Outro in dem der Weg des Virus aus dem Dschungel in die Zivilisation gezeigt wird.
Problematischer wird es jedoch mit den vielen Handlungssträngen und Personen, denen während der Hysterie gefolgt wird. Da sind WHO-Epidemologen, US-Beamte, die sich nach dem Schweinegrippefehlschlag nicht noch mal blamieren wollen und deshalb keinen Alarm schlagen, infizierte Reisende, ein Blogger, der das Treiben mit seinen Verschwörungstheorien erst recht noch verrückt macht und daran verdient und noch so einiges mehr. Da den überblick zu behalten wer nun mit wem zusammenhängt und alle Verbindungen des Films zu verfolgen ist eine richtige Konzentrationsaufgabe. 


"Contagion" ist garantiert kein Film zum nebenbei schauen!
Jedoch sollte man keinen Blockbuster a la "Outbreak" erwarten, da es in dem Film weder einen Bösewicht noch Helden gibt. Er zeigt die bewussten und unbewussten verknüpfungen der Schicksale und Entscheidungen während der Epidemie. Nicht mehr und nicht weniger. Das Ende hingegen ist weder Happy noch Bad, sondern lässt einen eher ratlos zurück, wenn die Virenproben im kühlraum der WHO verschwinden und man die Gefäße mit H3N1 und anderen Viren sieht und nicht ganz klar ist inwieweit die WHO wirklich in die Machenschaften der Pharmakonzerne verstrickt ist. 


"Contagion" ist ein Film der hintergründig Fragen stellte, sie jedoch nicht beantwortet, weil er das schlichtweg nicht kann. Ein Film zum nachdenken und vielleicht Anstoß bei der nächsten aufgebauschten Virenepidemie nicht in Hysterie zu verfallen.  

8/10 Fledermäusen