Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind



Ich war Anfangs skeptisch, ob es eine gute Idee ist einen Film auf Basis eines Meta-Buches zu machen. Schließlich sind Newt Scamander und sein Werk "Fantastic Beasts" nur eine Randnotiz in den Harry Potter Büchern - meist wenn Hermine sich mal wieder genötigt sieht auswendig zu zitieren. Auch das echte "Fantastic Beasts"-Buch von J.K. Rowling ist lediglich eine Meta-Sammlung aus der Welt der Kreaturen des HP-Universums. Besitzt also keine Handlung oder ähnliches, sondern ist eher als "Fachbuch" zu sehen, mit Zeichnungen und Kommentaren Rowlings. Wie man daraus einen Film - geschweige denn eine ganze Trilogie - machen wollte war mir einfach schleierhaft.


Nach dem Film selbst kann ich nur sagen: Ich bin begeistert! Auch weil die Mischung J.K. Rowling am Drehbuch und David Yates in der Regie aufgegangen ist. 

Der Film selbst nimmt viele Nebenfäden der Bücher wieder auf. Der wichtigste davon dürfte die Story rund um Grindelwald sein, dem schwarzmagischen Vorbild von Voldemort, der aber wesentlich krasser randaliert hat als der Möchtegern-Dark-Lord aus der Harry-Ära und in den Harry Potter Büchern kaum Platz hatte. Zwar hat man im Vorfeld die Werbetrommel gerührt, weil man diese berüchtigte Personalie mit Johnny Depp besetzt hat, um noch die Fangirls ins Boot zu holen. Nur soviel: Er selbst hat nur etwas mehr als 2 Minuten Screentime und dann auch in einer eher unerwarteten Art und Weise. Aber psst, mehr sei nicht verraten.

"Fantastic Beasts" selbst ist ein Film, der wahnsinnig elegant die Atmosphäre der 30er Jahre einfängt. Zwischen locker leichten Einlagen, der wirtschaftlichen Depression und Hoovervilles, den bombastischen Glamour des Broadway, Prohibition, Gangstermythos und den aufkommenden Faschismus in der Welt - unterlegt mit den Größen des Swings und dem tollen Score von James Newton Howard. Das es ausgerechnet ein HP-Film ist, der dieses gesellschaftliche Pulverfass, diesen Tanz auf dem Vulkan so wunderbar einfängt ist einfach nur groß. Und wo wir bei groß sind: Die Darsteller sind durchweg alle gut gelaunt und spielen fulminant. Es ist eine richtige Freude ihnen zuzusehen. Allen vorran Eddie Redmayne, der den sensiblen, aber auch rastlosen Newt Scamander einfach wunderbar in den Film bringt. Noch zu erwähnen sei der Kurzauftritt von Ron Pearlman als - wie könnte es auch anders sein? - Koboldgangster. Kernig und wunderar wie immer. 

Alles in allem ist "Fantastic Beasts" aber vor allem eines: wahnsinnig britisch! Das geht geht bei dem leisen, sehr englischen Witz los weiter über die sehr düstere, aber auch wunderbar großherzige Story und endet bei dem durch und durch gut aufgelegten Cast. 
Denn wenn David Yates eines kann, dann düstere Themen sensibel und mit Liebe inszenieren. Apropos: Mittlerweile sind auch fast alle typischen Yates-Personalien vertreten. Fehlen nur noch John Simm und David Morrissey. Vielleicht wirds beim nächsten Film. 

Ein einfach wunderbarer Film in dem auch J.K. Rowling zeigt, dass "Deathly Hallows" wohl doch nur ein "Unfall" war und sie es noch kann.

10/10 Untergrundbars