Ghost in the Shell 2: Innocence



Japan in der nahen Zukunft. Die Gesellschaft wurde in den letzten Jahren durch die Errungenschaften der Nanotechnologie und Robotronik revolutioniert. Der menschliche Körper wird durch eingepflanzte Chips und Roboterteilen zu immer höheren Leistungen angetrieben und große Konzerne verdienen Milliarden mit der "Verbesserung des Menschen".
Doch die technische Revolution sorgt schon bald dafür, dass sich die Gesellschaft in zwei Klassen teilt: Die Reichen und Priviligierten, die ihre Körper ausschlachten und nanotechnisch verbessern lassen und die Armen, die ein Leben als "niedere Menschen" fristen müssen, da ihnen die Nanotechnologie verwehrt bleibt.

Ein paar Jahre nach den Geschehnissen aus "Ghost in the Shell" terrorisiert eine Reihe von Serienmorden durch scheinbar fehlprogrammierte "Liebesroboter" Tokio. Der eigenbrödlerische Batou, der gern erst schießt bevor er fragt, begibt sich auf Spurensuche und landet schließlich bei der Yakuza, die ihn wiederrum in den enttechnologisierten Norden Japans führt. Dort wo die Gesetzlosen und von der Nanotechnologiesierung größtenteils verschont gebliebenen Menschen leben kommt Bartou den Urhebern einer ungeheuren Verschwörung auf die Spur.


Die Fortsetzung "Ghost in the Shell 2: Innocence" stammt ebenfalls von Mamoru Oshii ("Jin-Roh", "Ghost in the Shell") ist aus philosophischer Sicht jedoch etwas leichter verständlich als Teil 1. Wieder wird die allesumfassende Frage nach dem Sein und der Menschlichkeit gestellt. Was unterscheidet einen Menschen von einer Maschine, wenn seine Knochen, Muskeln und Sehnen doch Federn und Zahnräder sind? Und warum ist der Mensch so sehr davon besessen etwas zu erschaffen, was ihm selbst aufs Haar gleicht? Und woher weiß man, dass eine Puppe kein lebendiges Wesen ist?

Dieses Mal werden diese Fragen teils etwas lockerer, aber auch gleichzeitig schauerlicher gestellt. So hackt sich im Film ein wahnsinniger, körperlich verfallener Hacker in den Kopf von Bartou und seinen Kollegen und lässt sie durch verschiedene Realitäten seines Wohnsitzes irren - im übrigen eine der genialsten Szenen des gesamten Films. Der weg aus dem Labyrinth zurück in die "Wirklichkeit" wird nur durch Umwege erreicht. Und es stellt sich dabei die Frage danach was Realität definiert, denn alle Realitäten sind existent und irreal zugleich.


Ebenso schaurig ist die Art wie Roboter einen "Ghost", d.h. eine "Seele" verpasst bekommen. Am Ende des Films befreit Bartou verschleppte Mädchen aus der armen Unterschicht, die auf einem Konzernschiff ihre Menschlichkeit an die Roboter "weitergeben" sollen, um diese menschlich werden zu lassen.

Als der Film 2005 erschien bestach er vor allem durch seine absolut revolutionäre Optik, denn "Ghost in the Shell 2" vermischt traditionellen Zeichentrick und CGI-Animation nahezu perfekt. Herausgekommen ist Zeichentrick, wie man ihn noch nie zuvor gesehen hat: die Bilder wirken durch das Zusammenwirken traditioneller Zeichenkunst und Computeranimation extrem plastisch und nahezu greifbar. 


Passend gestaltet sich der epische Soundtrack, der neben einem erweiterten Titelthema auch einige wirklich einmalige Stücke bietet: So etwa das Lied aus der Spieluhr, welche die gesamte Szenerie im Haus des Hackers begleitet.

Insgesamt ist die Fortsetzung noch einmal einen Tick besser als Teil 1 - in allen belangen!

10/10 irrealen Realitäten