Vidocq



Wir befinden uns im fiktiven Frankreich der 1830er Jahre. Revolution in Paris und die Preusen vor der Tür. Wer meint es könne nicht schlimmer für Frankreich kommen der irrt. Gerade in den Zeiten größter Not wird der Meisterdetektiv Vidocq (Gerád Depateu) in einer Gläserei ermordet. Der Mörder ... eine sagenumwobene Kreatur aus den frühen urbanen Legenden der Stadt. Genannt "der Alchemist", saugt er seinen Opfern die Seelen mittels eines Spiegels aus. Doch war Vidocq wirklich das Opfer eines übernatürlichen Phantoms oder stecken ganz irdische Kräfte hinter seinem Tod und denen weiterer Regierungsangehöriger? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn noch heute Nacht soll der Kopf des Königs rollen ...

"Vidocq" ist einer der in seiner düsteren Atmosphäre faszinierensten Filme, die ich in den vergangenen Jahren gesehen habe. Obwohl der Film sich an den realen
Eugène François Vidocq anlehnt ist der historische Hintergrund allein auf die Figur beschränkt, alles andere jedoch frei erfunden. Das stört jedoch keineswegs, sondern vertieft die surreale Atmosphäre des Films eher noch. Diese wird vor allem durch wunderschöne und zugleich alptraumhafte Bilder erzeugt. Einmal bunt und unwirklich schön wie die Gemälde der Romantik, dann wieder die lüsterne Düsternis der Pariser Ghettos und schließlich die diabolische Herberge des Alchimisten. 

Regisseur Jean-Christophe Comar, auch bekannt unter dem Pseudonym Pitof - unter dem er auch "Vidocq" drehte - gelingt der Spagat zwischen Historie, Fantasy und surrealem Alptraum dabei vorzüglich, auch wenn die Thrillerstory zum Ende hin nicht zu hundert Prozent Wasserdicht ist. Lebt der Film doch vorrangig von seiner dichten Atmosphäre und den sagenumwobenen Alchemistenmythos der pariser Unterwelt.

Der hochkarätige Cast spiel hervorragend, doch getragen wird dieser hauptsächlich von der Performence von Gerád Depateu, der den grantigen Meisterdetektiv mit einer herrlichen Mischung aus finsterem Zynismus und innerer Zerissenheit spielt.


Bei so viel urbaner Finsternis verwundert es wenig, dass der Soundtrack ausgerechnet von den finnischen Dunkelmetallern um Apocalyptica und den deutschen Farmer Boys stammt. Und die machen ihren Job großartig. Zu der surrealen Atmosphäre passen ihre berühmten Bässe wie die Faust aufs Auge.


"Vidocq" ist ein großartiger Fantasygruselthriller mit doppeltem Boden und großartiger optik. Wer diesen Geheimtipp verpasst ist selbst schuld!


9,5/10 Alchemisten