"Die Saat" von Guillermo Del Toro & Chuck Hogan


In New York landet unter mysteriösen Umständen ein Flugzeug. Alle Passagiere an Bord sind tot, einzig zwei haarfeine Einstiche an ihrem Hals zeugen von Fremdeinwirkung. CDC-Seuchenexperte Ephriam Goodweather soll den Hergang untersuchen und gerät schon bald zwischen die Fronten eines seit Jahrtausenden tobenden Krieges.

Kultregisseur Guillermo Del Toro („Hellboy“, „Pan’s Labyrinth“) schrieb seinen Debütroman „Die Saat“ zusammen mit Thrillerautor Chuck Hogan – keine Angst; hier ist mehr als Eindeutig, wer das Zepter schwang.
„Die Saat“ ist ein astreiner Horrorschocker ganz in Del-Toro-Manier: mit viel Blut, viel Glibberkram und noch viel mehr Glibbermonstern.

Wer sein Hollywooddebüt „Mimic“ kennt wird daher nicht umsonst das eine oder andere Déjà-vu erleben. Denn obwohl der Roman offiziell ein Vampirhorrorbuch ist fühlt es sich über weite Strecken wie eine Mischung aus „Mimic“, „Cronos“ (beide von Del Toro) und „Dawn of the Dead“ an. Daher sollte man nicht damit rechnen tiefschürende Charakterisierungen zu lesen bekommen. In „Die Saat“ sind die Fronten ganz klar und altmodisch in das Gute und Böse getrennt. In rettende Ärzte, böse Milliardäre, sabbernde Zombievampire und van-helsingische Vampirjäger. (Stilecht mit Silberschwertern und Armbrüsten!)
Dem einen oder anderen mag daher schon aufgefallen sein: „Die Saat“ bedient allerhand Klischees – und das wahrlich nicht zu knapp. Dennoch macht das Buch Laune, da es ähnlich einem Actionthriller ein extrem hohes Erzähltempo besitzt. Einzig gewöhnungsbedürftig daran ist der drehbuchartige Schreibstil. Besonders zu Beginn, da man dort zunächst mit BlackBox-Mitschnitten in schönster Chatform konfrontiert wird. Wem das nicht stört, der sollte vor allem aber einen festen Magen haben, denn wenn ich sage blutig, dann MEINE ich blutig! Zumal man zu Beginn in den Genuss einer akribischen Beschreibung einer Totalautopsie kommt – nicht nur ein bisschen CSI-Herumgeschnippel, nein, das volle Programm! Doktor Frankenstein wäre ohne Zweifel hoch erfreut.
Und eine der großen Stärken des Buches liegt tatsächlich in derartigen Beschreibungen, da die Hauptfigur nun mal ein Arzt ist und so die Vampire und ihre Verwandlungen aus einer sehr wissenschaftlich-medizinischen Sicht beschrieben sind. Das ist interessant und eklig zugleich.

So ist „Die Saat“ ein spaßiger Splatterfilm in Buchform, allerdings nicht die erhoffte Revolution. Andererseits: In Zeiten in denen Teenager glauben Stephanie Meyer habe mit „Twilight“ die Dark-Fantasy erfunden und das Vampire glitzern, wenn sie ins Sonnenlicht treten, ist so ein richtig schön altmodischer Splatter mit Glibberkram, allerhand spitzen Gerätschaften und verkokelnden Vampirfürsten doch wahrhaft erfrischend.

Die einzige Frage, die jetzt noch bleibt ist: Wann kommt der Film ins Kino, Guillermo?

8/10 Zombievampiren