Hitman - Silent Assassin



 
Nach den Geschehnissen in "Codename 47" setzt sich der Klonkiller in einem sizilianischen Kloster zur Ruhe. Natürlich lässt Ärger nicht allzu lang auf sich warten und so überfallen Mafiosi die Heilige Stätte und entführen auch noch den Beichtvater. Das geht nun wirklich nicht! Deshalb entstaubt 47 seine Colts und bügelt Anzug und Krawatte.

Zugegeben mit "Silent Assassin" hatte ich von allen Teilen der Serie die größten Probleme, was vorrangig an der selbst für Hitman-Verhältnisse reichlich dämlichen Story liegt. Da lässt ein russischer Gangster den Priester entführen, um 47 aus der Deckung zu locken damit dieser dessen Feinde rund um den Globus ausschaltet und es schließlich zum Showdown im Kloster kommt. Mal davon abgesehen, dass das Ganze relativ zusammenhangslos daherkommt und die Figuren anders als in Teil 1 einem mehr oder weniger egal sind, weil sie keinerlei Charakter besitzen. Konnte man Dr. Ort-Meyer in Teil 1 wenigstens noch richtig schön hassen, so bleiben die Ganoven hier absolut formlos. Da ist halt der böse Russe mit seinem Mafiosi-Heer, der einen reinlegt und obendrein als Bösewicht ziemlich dämlich ist. Gut, werden einige sagen, es ist halt der Bruder von Boris aus Teil 1. Der war bekanntlich auch keine Leuchte. Die Krone setzt meiner Meinung nach aber die Freundschaft zwischen 47 und dem Priester auf. Zum einen, weil so etwas emotionales wie Freundschaft so gar nicht zur Figur des 47 passt und zum anderen, weil die Beziehung und Motivation bereits nach der ersten Mission wieder fallen gelassen wird. Am Ende taucht er dann wieder auf als seien die Autoren nach dem Motto "Ach, da war ja noch was!" vorgegangen. Bei all dem verwundert es nicht, dass das Ende absolut enttäuschend ausfällt.

Ein weiterer, großer Kritikpunkt für mich sind die Levels selbst. Am ersten Hitman und auch den anderen teilen mochte ich immer ganz besonders das Gefühl und die Herausforderung die Levels fast ohne Tode und im Verborgenen meistern zu können. Sich reinzuschleichen und gewiss zu sein, dass die Wachen nie etwas merken werden. Und das stolze Gefühl, wenn man es schaffte das Ziel ohne Aufsehen oder gar Unfälle zu beseitigen. 

Das erste Viertel von "Silent Assassin" bedient noch diese Tugend, doch ein großer Teil der Aufträge setzt vorraus sich wie ein Kommandosoldat durch das Zielgebiet zu schießen - mehr oder weniger lärmend. Gerade die Aufträge in Japan und im Nahen Osten funktionieren nach diesem Schema. Weshalb das Spiel dort auch viel von seinem Reiz einbüßt, was sehr schade ist, denn so büst Hitman extrem viel von seiner Atmosphäre ein. Der einzige Level wo wirklich großartiges Hitman-Feeling aufkommt ist der Auftrag, wo man in den Zwillingstürmen von Kuala Lumpur den Hacker erledigen soll. Insgesamt fehlt es aber an Lösungsmöglichkeiten für die Aufträge. Die große Stärke der Hitman-Reihe ist eben, dass die Aufträge auf verschiedene Weisen gelöst werden können. "Silent Assassin" hingegen besteht regelrecht auf einen Lösungsweg. 

Insgesamt hat das Spiel viel verschenktes Potential zu bieten. Umso ärgerlicher, da Jasper Kyd hier einen weltklasse Soundtrack abliefert. Leider fehlt das Weltklasse-Spiel dazu.

5/10 Feuerwehräxten